Der Zitronenfalter und sein Baum

Besuch vom Insekt des Jahres 2002: Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) auf dem üppig blühenden Schmetterlingsflieder Buddleja, Ende Juli.
Besuch vom Insekt des Jahres 2002: Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) auf dem üppig blühenden Schmetterlingsflieder Buddleja, Ende Juli.

Zugegeben, in Zeiten von Christbaumkugeln, Lebkuchen und Lichterketten wirkt ein Foto mit eindeutiger Sommerstimmung – Zitronenfalter auf Sommerflieder – eher unpassend :-).

Sommer ist gerade ziemlich weit weg. Und der Gedanke an „Garten“ möglicherweise auch, außer vielleicht noch im Zusammenhang mit Weihnachtsdeko und Vogelfutterhäuschen.

Andererseits, sich mit einer Tasse heißen Tee auf´s Sofa lümmeln, und in den frostigen Garten hinausschauen, hat durchaus was Besinnliches in all dem Weihnachtsrummel. Und während Blick und Gedanken über den Teetassenrand in den winterschlafenden Garten schweifen, wachsen Ideen und Visionen für´s nächste Jahr…
So zumindest ging es mir im letzten Advent…

Als ich nämlich damals so da saß und aus dem Fenster hinaus und in den Garten hinein sinnierte, kam plötzlich ein Gedanke um die Ecke und blieb:
Wir brauchen einen Faulbaum.

Von den Blättern her wirkt der Faulbaum ziemlich unscheinbar. Vermutlich ist es deswegen so schwierig, ihn in unseren Wäldern und Hecken zu entdecken... falls er bei uns in der Gegend überhaupt irgendwo vorkommt...
Von den Blättern her wirkt der Faulbaum ziemlich unscheinbar. Vermutlich ist es deswegen so schwierig, ihn in unseren Wäldern und Hecken zu entdecken… falls er bei uns in der Gegend überhaupt irgendwo vorkommt…

Das ist nämlich DER Baum des Zitronenfalters. Dort legt er seine Eier ab. Genauer gesagt tut er das nicht nur auf die Blätter des Faulbaums, sondern auch auf die Blätter verschiedener anderer Mitglieder der Pflanzenfamilie „Kreuzdorngewächse“, zu denen eben auch der Faulbaum gehört. Diese Verbindung drückt sich übrigens auch in ihren lateinischen Namen aus: Der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) ist nach den Kreuzdorngewächsen (Rhamnaceae) benannt. Ich hätte mich also auch für eine andere Rhamnus-Art wie den Echten Kreuzdorn entscheiden können, aber ich hatte mir jetzt den Faulbaum in den Kopf gesetzt.

In den umliegenden Gärtnereien wurden wir leider – wiedermal – nicht fündig. Und so landeten wir – wiedermal – auf der Internetseite der Baumschule Horstmann. Auf die ist einfach Verlass: Faulbaum, die Wildform; Frangula alnus oder auch Rhamnus frangula genannt. Sehr schön, gleich in den Warenkorb damit… Ach schau an: Fünf Faulbäumchen in Wurzelware für den gleichen Preis wie ein einzelner Faulbaum als „Containerware“? … 🙂 KLICK! bestellt :-).

Und so wachsen seit dem zeitigen Frühjahr nun nicht nur ein, sondern gleich fünf Faulbäume in unserem Garten. Noch sind sie nur kniehoch, aber ihre Blätter wurden schon ordentlich von Insekten angefressen :-). Ob da auch schon die eine oder andere Zitronenfalterraupe dabei war, weiß ich nicht. Wir waren diesen Sommer so sehr mit dem Bau des Erdkellers beschäftigt, dass die üblichen regelmäßigen Gartenrundgänge weitestgehend ausgefallen sind.

Die Faulbäumchen schlagen sich gut im Unterholz unseres Nordhangs, und das, obwohl wir uns den ganzen Sommer nicht um sie gekümmert haben. Wir waren einfach zu beschäftigt mit dem Erdkeller.
Die Faulbäumchen schlagen sich gut im Unterholz unseres Nordhangs, und das, obwohl wir uns den ganzen Sommer nicht um sie gekümmert haben. Wir waren einfach zu beschäftigt mit dem Erdkeller.

Auch kann ich nicht sagen, ob sie dieses Jahr schon geblüht haben… oh mann, wir waren anscheinend wirklich sehr beschäftigt… Aber ich vermute mal nicht, zumindest hab ich keine Früchte oder deren Reste gefunden.

Auf Bildern sehen die Blüten eher unscheinbar aus (Fotos hab ich hier gefunden). Das Besondere ist jedoch, dass zum einen die Blützeit wohl mehrere Monate andauert und zum anderen gleichzeitig schon die ersten Früchte reifen. Blüten UND reife Früchte GLEICHZEITIG an einem Baum – das kenne ich bisher nur von tropischen Pflanzen. Eine Freundin erzählte außerdem, dass sie beim Wandern einmal auf einen blühenden Faulbaum aufmerksam wurde, weil schon von weitem lautes Gesumm zu hören gewesen sei. Na, ich bin gespannt!

Wie toll! Irgendein Tierchen hat hier schon ordentlich geknabbert. Ob das schon eine Zitronenfalterraupe war? Die Spinne in ihrem hübschen Netz hab ich erst im Nachhinein entdeckt ;-)
Wie toll! Irgendein Tierchen hat hier schon ordentlich geknabbert. Ob das schon eine Zitronenfalterraupe war? Die Spinne in ihrem hübschen Netz hab ich erst im Nachhinein entdeckt 😉

Der Name Faulbaum klingt ja erstmal nicht so einladend. Er kommt daher, weil die Rinde bei Verletzung einen unangenehmen, fauligen Geruch verströmt, ein wirksamer Schutz gegen Wildverbiss oder vielleicht auch eine Warnung. Denn alles an der Pflanze ist giftig. Insekten stört das wiedermal nur wenig. Den Menschen eigentlich auch nicht, außer man hat vor, sie anzuknabbern ;-). Früher war der Faulbaum sicher besser bekannt als heute, denn er wurde aus mehreren Gründen sehr geschätzt. Sein leichtes, hellgelbes Holz war bei Drechslern und Tischlern wohl sehr beliebt. Außerdem wurde es zur Herstellung von Holzkohle „von hoher Qualität“ und zur Herstellung von Schießpulver eingesetzt (daher auch sein anderer Name: Pulverholz).

Gelbes Holz – gelber Schmetterling: Ob sich der Faulbaum da mit dem Zitronenfalter abgesprochen hat? Oder ob dieser deswegen genau dort seine Eier ablegt? Mmh, das wäre doch die Grundlage für eine wunderschöne Kindergeschichte…
„Der Zitronenfalter und sein Baum“
😉

zitronenfalter_gonepteryx-rhamni_2


Lust auf noch mehr Schmetterlinge im Garten und Schmetterlingspflanzen? 🙂 voila.

 

11 Kommentare

  1. Toll ! Schönes Projekt !!! Tolle Bilder 🙂 Das sieht doch schon sehr nach Raupenfraß aus – welcher Art auch immer. Bin gespannt, ob sich auch andere Raupen dafür interessieren ?! Ist das eigentlich ein heimischer Strauch ? Jedenfalls wünsche ich viel Erfolg und viele durchlöcherte Blätter 😉

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    • Oh, wie toll! Ja, die Blätter auf meinen Faulbäumen sind auch alle recht schnell angenagt, aber es ist mir nicht gelungen, die Verursacher zu finden. Eine Freundin konnte auf ihrem Faulbaum sogar mal einen Zitronenfalter bei der Eiablage beobachten!
      Leider hatte ich kein so großes Glück, mit meinen Faulbäumchen. Es hieß, sie vertragen es auch schattig, aber das stimmt wohl so nicht ganz. Mal sehen, welche dieses Jahr wieder austreiben…

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      • Sie wachsen eigentlich auch im schattigen Wald.
        Wichtig ist, dass der Boden feucht bleibt. Mein erster Faulbaum ging mir ein, da der Standort zu trocken war.

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      • Ah, danke! Dann stimmt diese Info doch. Ja, ich vermute auch, dass genau die Trockenheit das Problem war. Die letzten Jahre waren einfach zu crass. Und das waren genau die Jahre, in denen sie auch hättten anwachsen sollen. Trotz gießen – das ist einfach nicht das Gleiche. Man kann einfach nicht einen 50×10 m breiten Hang gießen.

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