Sommerblüte auf dem Erdkellerdach

Der „gsiebte“ Humus wird angeliefert….Wer hat nur so viel Erde bestellt…?

Als wir letztes Jahr im September den Erdkeller fertig gemauert hatten, mußte er, wie der Name schon sagt, noch unter die Erde. Dafür haben wir uns acht Kubikmeter Erde anfahren lassen.
Und diese Erde hatte es in sich – aber so was von! Da  gingen die lächerlichen paar Pflänzchen, die wir aus der Staudengärtnerei unseres Vertrauens geholt haben, richtig unter. Das hätten wir uns auch sparen können…

Aber seht selbst!

Der Kamera war das mittägliche Sonnenlicht zu grell, aber einen kleinen Eindruck der Blütenpracht, die ohne unser Zutun aus der Erde aufkeimte, vermittelt das Bild trotzdem.
So weiß und gelb wie Kamille, so lilablau wie Natternkopf und so rot wie Mohn – so kunterbunt könnten auch Wegränder, Wiesenstreifen und Böschungen sein, wenn man sie denn ließe…
Die erste Tat jeden Morgen war der Blick aus dem Fenster. Denn jeden Morgen öffnete sich ein Meer aus neuen Mohnblüten, das im Morgenlicht leuchtete. Was für eine rote Blütenpracht! Es war der absolute Hammer!
Auch die Insekten waren begeistert. Es herrschte so hektischer Betrieb, dass es fast unmöglich war, ein vernünftiges Foto von Blüte mit Insekt hinzubekommen. Die Honigbienen unseres Nachbarn sowie Hummeln und Schwebfliegen summten, drängelten und schubsten sich – kein Witz! Man hatte den Eindruck, jede hätte Angst, dass sie nicht genug vom Pollen- und Nektarkuchen abbekäme.
Der absolute Sommerblütenkitsch – unvergleichlich!
Phacelia, eine Amerikanerin, wird auch in Deutschland als Nektarspenderin angebaut. Da sie nicht winterhart ist, wird sie sich wohl nicht halten. Auf der anderen Seite: wer weiß? Irgendwie ist sie ja auch in unseren Garten gelangt…
Der Natternkopf – Echium vulgare – ist beliebt bei Hummeln und Bienen. Er wächst auf „lichtem Grasland“, so lese ich nach. Ein Lebensraum, den es aufgrund intensiv fettgedüngter Wiesen also kaum noch gibt.
wirkt exotisch, ist aber heimisch: der Erdrauch
Diese minikleinen Ackerveilchen liebe ich total!
Das unschlagbare Blau der Korblume! Es sollte an jedem Feldweg- und Wiesenrand mit dem Himmel um die Wette leuchten. „Allgemein abnehmend“ heißt es jedoch in meinem schon etwas in die Jahre gekommenen Kosmos-Naturführer Blütenpflanzen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Roter Lein: krachige Farbe, und doch ein so zartes Blümchen.
Die Kamille steht hüfthoch und ergänzt die Blütenfarbpalette perfekt.

Na? Hab ich zu viel versprochen? Großartig, oder?
Mittlerweile sind all diese Pflanzen so gut wie verblüht. Nur einzelne Kamillen- und Natternkopfblüten halten sich noch.
Und nun?
So mancher Betrachter würde sagen: „Das sieht jetzt aber wüst aus. Willste das nicht mal schön sauber abmähen?“ Nein, will ich nicht :-). Das einzige, was ich entfernt habe, waren die unzähligen, extrem dicht stehenden Mohnstängel, nachdem sie ihre Samenkapseln geleert und abgeworfen haben, zusammen mit den Himbeer- und Brombeerranken, die dazwischen versteckt aufkeimten.

Aber der Rest bleibt stehen. Denn ich sehe da deutlich mehr als nur „verblühtes Gestrüpp“. Insekten finden hier Winterquartier, Vögel Nahrung. Außerdem sind tatsächlich noch ein paar neue Blüher aufgetaucht: Weißer Steinklee, frischer Rotklee und ein noch nicht näher bestimmter Doldenblütler. Sie würden auch fallen, wenn wir mähen.
Und ich freue mich schon sehr darauf, wenn Väterchen Frost und Schneekönigin und alles mit Reif, Eiskristallen und Schnee überziehen und auf ganz eigene Weise verzaubern (wie hier und hier)! Wenn im Winter alles so ratzekahl leergeräumt ist, wird doch die dunkle Zeit gleich noch trostloser.

Und dann ich sehe noch etwas in dem „verblühten Gestrüpp“: die reinste Samenfabrik! Nächstes Jahr hätte ich nämlich gerne wieder so eine tolle Blütenpracht. Also laß ich die Pflanzen mal hübsch ihre Arbeit machen, Samen bilden und schön aussäen, bitte!

Auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!

Man lege sich mit der Kamera unter eine hochgewachsende Pflanze wie die Kamille und drücke auf den Auslöser. Voila!

 

 


Zwei Quadratmeter „Unkrautgestrüpp“ tun niemandem weh, und sind doch so unbezahlbar und wertvoll! Jeder, der ein bißchen Grund und Boden in seiner Obhut hat, kann sie schaffen. Ein kleiner, aber entscheidender Beitrag für Artenvielfalt und Bestäubungssicherheit! Denn wer klettert in die Obstbäume, wandert durch Gemüse- und Beerenplantagen, bewaffnet mit Pinseln und bestäubt jede einzelne der Milliarden von Blüten? Wenn die Insekten nicht mehr da sind, müssen wir, der Mensch, das tun, wenn wir nicht verhungern wollen.
Und „Unkraut“ kann so schön sein! Überzeuge dich selbst: voila :-)

 

11 Kommentare

  1. Ich erblasse freudig vor Neid und bin total begeistert, was bei euch alles wächst !!! Wunderschön und diese Vielfalt – grandios !!! Und das alles dank gelieferter Erde 🙂 Da war aber wirklich viel drin. Wahnsinn. Schöne Fotos und alles so schöne Blumen. Das Mohnmeer muß traumhaft gewesen sein und dieser hübsche Erdrauch. Fand ich letztes Jahr schon so toll. Schön, schön, schön 🙂 Jetzt muß man eigentlich fragen, wo ihr eure Erde bestellt habt 😉 LG, Almuth

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  2. Klasse Fotos – besonders die, die du kitschig nennst, finde ich hinreißend in ihrer intensiv leuchtenden Farbigkeit.
    Die Idee, sich von bestelltem Mutterboden überraschen zu lassen, ist genial!.

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    • Naja, das war gar nicht so geplant, dass wir uns da überraschen lassen. Das hat sich so ergeben, weil einfach total viel zu wachsen anfing. Wir haben dann einfach mal abgewartet, was aus den Pflanzen so wird. Und siehe da 🙂 grandioses Ergebnis!
      Da sieht man mal, was in der Erde alles schlummert! Wir müssen es nur wachsen lassen, und nicht immer gleich alles „sauber mähen“ und rausrupfen und als „Unkraut“ abtun. Aber das „einfach mal lassen“ ist wohl eine der schwersten Übungen für die meisten Menschen.

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  3. Das ist ja Insektenwonderland und dazu traumhaft schön! Da habt ihr aber Glück gehabt, ich hab schon Erdlieferungen gesehen aus denen nur schrecklichste Wurzelunkräuter wucherten und die Gartenbesitzer schier verzweifelten weil sie sich „richtige Wucherkräuter“ in den Garten holten die alles schluckten. Deshalb immer vor dem ausbringen erst mal ein Stück Erde keimen lassen um zu sehen was man sich in den Garten geholt hat. Auch wenn die Firma sagt, daß es „saubere“ Erde sei!
    Euch aber noch viel Freude mit diesen Schönheiten, Liebe Grüße Arlene

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