Starbesetzung

Als ich vor kurzem telefonierend im Haus hin und her lief und dabei irgendwann aus dem Fenster sah, wäre mir beinahe der Telefonhörer aus der Hand gefallen. Huah! Was ist denn da los?! Was für ein Gewusel! Sorry, aber da musste ich natürlich sofort … kruschtelkruschtel…kramherum …genau, Fotos machen!

Was für ein Gewusel! Eigentlich hätte ich es filmen müssen. Die reinste Starbesetzung! Es ist erwiesen, dass Weitgereiste wie die Stare davon profitieren, wenn sie bei ihrer Ankunft noch eine Fütterung vorfinden.
Oh! Alle in Hab acht!
War wohl doch nichts gefährliches. Alle Schnäbel wieder rein ins Futter. Alle? Nein, nicht ganz. Einer paßt immer auf – der Star ganz links ist der Wächter. Er frisst nicht, sondern beobachtet alles ganz genau. Macht er sich plötzlich ganz schmal und lang, reagieren die anderen sofort.
Wenn ein Trupp Stare am Boden nach Futter sucht…
… sitzen die Wächter auf dem Futterhäuschen. Hin und her schnellen die Köpfe der Wächterstare! An ihrer Körperhaltung – schmal und lang – erkennt man gut ihre Anspannung und in welcher Achtsamkeit sie die Umgebung scannen!
Dabei bleiben sie nicht auf der Stelle stehen, sondern trippeln hin und her. Ich frag mich ja, wie die Stare sich darüber absprechen, wer jetzt wacht und wer frisst. Und wann wechseln sie sich ab?
Das ist schon eine enorme soziale und kommunikative Leistung: Alle fressen, und ein paar schieben Wache. Ob die beiden jetzt nach Ablösung schielen?
Und so sieht das im Ganzen aus. Durch die Scheibe durch ist das Foto etwas unscharf geworden. Aber ich mußte auch sehr aufpassen, dass mich die beiden Wächter nicht als Gefahr einstufen. Denn wenn sie das tun, sind alle mit einem SSSCH! in Null Komma nichts davon.

Seit zwei Wochen ist der Trupp Stare tagsüber im und rund ums Dorf unterwegs. Fliegen sie über einen hinweg, hört man nur ein SCH! SCH!. Am späten Nachmittag sitzen sie knarxend in den hohen Eichen unserer kleinen Gasse. Und dann sind sie irgendwann plötzlich verschwunden. Anscheinend haben sie ihren Schlafplatz nochmal woanders. Am nächsten Tag tauchen sie wieder auf, überfallen kurz unser Futterhäuschen und wuseln und picken sie sich über wiesen und Felder.

Seit zwei Tagen liegt die Temperatur morgens im Plusbereich. Ihr Besuch am Futterhäuschen nimmt merklich ab. Bald wird wohl auch der Trupp auseinanderfallen, wenn die meisten – hoffentlich – einen Nistplatz finden konnten und mit dem Brüten beginnen.

9 Kommentare

      • Hihi, nee, leider nicht. Hier sind sie eher selten zu sehen. Mal ein Pärchen oder so im Sommer. Vielleicht ist hier nicht genug offene Fläche. Hört sich auch sehr niedlich an mit den „Barthaaren“ 🙂

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  1. Das ist wirklich spannend. Besonders beeindruckend finde ich ja das ausgeprägte kommunikative und kooperative Sozialverhalten so vieler Tierarten. Wächterstare …
    Es ist ja schon länger bekannt, dass der Mensch gar nicht so „einzigartig“ ist wie er dachte.

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    • Oh ja, das ist der Mensch in der Tat nicht! Je mehr und je länger man sich mit dem Verhalten, der Kommunikation und der Intelligenz von Tieren beschäftigt, umso „uneinzigartiger“ wird er! Auch wenn es natürlich trotzdem Dinge gibt, die ganz typisch Mensch sind.
      Die Intelligenz der Tiere wäre eigentlich ein eigener Blog wert…

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  2. Tolle Fotos und tolle Beobachtungen! Stare sind stimmlich sehr begabt. Sie können andere Vogelgesänge lernen und Mozart hatte einen Star der einige seiner Stücke singen konnte. Von daher sind sie bestimmt auch sehr kommunikativ und können sich absprechen

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    • Danke!
      Wow, das wußte ich nicht. Ein Star sang Mozarts Stücke? Danke für die spannende Info! 🙂
      Da, die Stare können sich mit Sicherheit absprechen! Sonst würde das Wächterprinzip ja nicht funktionieren. Ich frag mich nur wie. Das aus der Beobachtung heraus zu erkennen ist schwer oder sogar fast unmöglich (?).

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  3. Sieht wirklich toll aus!
    Bei mir sind auch Stare am Vogelfütterer, und auf Helgoland, wo ich gerade ein paar Tage war, flogen auch sehr viele an den Futtertrog des Schafstalls dort.
    Schlau sind sie und hübsch.
    Ich beobachte sie gerne und höre ihnen auch gerne zu. 🙂
    Liebe Grüße
    Brigitte

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