Sommerserie: Rainfarn – gelbe Knöpfchen für die Vielfalt

Rainfarn, Tanacetum vulgare, Habitus. Ich finde es immer schwierig eine Staude so zu fotografieren, dass man sie in ihrer Gesamtheit erkennt. Eigentlich müßte man sie vor einen einfarbigen Hintergrund stellen.

Rainfarn, Tanacetum vulgare. Was für ein langweiliger Name für dieses leuchtende Sommergelb und diese lustig aussehenden Blütenköpfe! Auch wenn sich jetzt einige Botaniker und Kräuterspezialisten die Haare raufen: „Gelbe Knöpfchenblume“ gefällt mir da schon viel besser ;-). Und mmh! Der Duft, unverwechselbar! Er ist zwar nicht so, wie man sich lieblichen Blütenduft vorstellt, sondern eher kräftig, „aromatisch, würzig, kampferartig“*. Aber warum auch immer, ich mag ihn trotzdem! Jedes Mal, wenn ich an den gelben Knöpfchenblumen vorbeikomme, muss ich durch die Blätter streifen und den Duft mit einem tiefen Atemzug einsaugen.

Erst ab Juni blüht der Rainfarn. Sicherlich gehörte er deswegen früher zu den magischen Pflanzen, die zum Johannisfest, dem Geburtstag des Johannes der Täufer, gesammelt wurden. Dem Aberglauben nach öffnen sich seine goldenen Blüten nur um die Mitternachtsstunde. Wenn sie dann auf ein schwarzes Ziegenfell fallen, sind sie gegen dunkle Mächte wirksam…

Na, wenn das keine Knöpfchenblüten sind, dann weiß ich auch nicht! Der kleine rote Käfer gehört zu den Weichkäfern. Sie sitzen in großen Mengen auf den Blüten. Ich hab den Eindruck, sie landen dort nicht einfach nur auf der Durchreise, sondern wohnen dort fest.

Das mit dem Ziegenfell hab ich noch nicht ausprobiert ;-). Aber wenn ich mir das krabbelige Treiben auf den Blüten so ansehe, haben die „goldenen Blüten“ ohnehin ganz andere Öffnungszeiten. Den ganzen Tag über tummeln sich dort verschiedenste Fliegen, Schwebfliegen, Käfer und Hautflügler (wie die Gallische Wespe)! Es scheint so, als wollten sie da gar nicht mehr weg. Ein richtiger Insektenmagnet, und das bis in den Oktober hinein!

Hier wieder einer der rot-bräunlich-orangefarbenen Weichkäfer.

Wer den Rainfarn in seinen Garten pflanzt, hat sich auch gleich ein gutes Wundermittel in seine Gartenapotheke** geholt. In verschiedenen Gartenbüchern lese ich, dass ein Sud aus Rainfarn gegen Blattläuse, Weiße Fliege und Mehltau helfe. Letzteres hab ich schon ausprobiert. Dem Sud hab ich außerdem in abwechselnder Beigabe Schachtelhalm, Brennessel und Blätter des Beinwell (wächst alles bei uns im Garten!) zugegeben, die ähnliche Wirkungen haben und ebenfalls die Abwehrkräfte der Pflanzen stärken sollen. Der Mehltau auf den Felsenbirnen hat sich dadurch tatsächlich verringert.
Auch unsere seit mehreren Jahren dahin kränkelnde kleine Rosskastanie hab ich damit regelmäßig eingesprüht. Und ich hab so das Gefühl, das hat tatsächlich geholfen! Bisher war es nämlich so, dass sich ihre Blätter schon Ende Juli braun verfärbten, verwelkten und vertrockneten (Kein Wunder, dass sie seit Jahren nicht wächst!). Letztes Jahr, nach der regelmäßigen Anwendung des Suds den Sommer über, behielt sie ihre Blätter bis in den September. Das lässt neu hoffen, und ich will dieses Jahr die Anwendung bei der kleinen Rosskastanie auf jeden Fall wiederholen. Ich bin gespannt!

Fliegen tupfen eifrig mit ihrem Stempel die Blüten ab. Oder sie sitzen bewegungslos auf den Blüten und sonnen sich. Normalerweise fliegen Fliegen ja schnell weg, wenn man ihnen zu nahe kommt. Aber hier muss man sie fast anstupsen, bevor sie davonsummen. Um gleich auf der Nachbarblüte wieder zu landen.

Angeblich mögen auch Fliegen, Mäuse und Ameisen den Rainfarn-Geruch nicht. Das kann ich jedoch nicht bestätigen und widerspricht meinen Beobachtungen: Unter den Blütenbesuchern befinden sich mehrere Fliegenarten. Außerdem tauchen wie überall auch im Blumenbeet regelmäßig frische Mäusegänge auf und Ameisenstaaten haben wir mit und ohne Rainfarn – zumindest gefühlt – pro Gartenquadratmeter einen. Sehr zur Freude des Grünspechts übrigens.

Diese Gallische Feldwespe hing über Mittag im Schatten der gelben Knöpfchen. Ob sie sich dort ausgeruht und die Mittagshitze überdauert hat?

An verschiedenen Stellen kann man nachlesen, dass der Rainfarn giftig ist, v. a. wohl für Huftiere und insbesondere für Rinder. Meiner Meinung nach ist das kein Grund, ihn nicht in den Garten zu pflanzen. Denn abgesehen davon, das vermutlich die wenigsten von uns eine Kuh im Garten stehen haben, dürfte man, wenn man danach geht, so gut wie gar nichts in den Garten pflanzen. Zum Beispiel kräht auch niemand danach, wie giftig der Kirschlorbeer oder die doch so gar nicht danach aussehenden Tulpen oder Osterglocken sind.

Darüber, dass der Rainfarn eigentlich „überall häufig“ vorkommt, aber zumindest bei uns trotzdem nirgends zu entdecken ist, hab ich im Auftakt zur Sommerserie schon berichtet. Er fällt der „15.Juni-Mähwut“ zum Opfer.

Ein Grund mehr, die sonnenliebende Staude als Sommer- und Frühherbstblüher ins Blumenbeet mit aufzunehmen!
Oder als lebendige, pflegeleichte Alternative zur Kies- und Betonwüste vor der Haustüre

Na? Machen die Fotos nicht Laune auf leuchtend gelben Sommer? Vielleicht also demnächst auch in deinem Garten? 🙂

 


Was du in deinem Garten noch für Insekten tun kannst? Hier findest du Infos, Tipps und Pflanzideen!
Der Rainfarn liebt Sonne, du hast aber nur eher schattige Plätze in deinem Garten oder auf deinem Balkon? Vielleicht findest du in der Schattenserie etwas für dich!

* Staudengärtnerei Gaißmayer

** Das tolle an so einer Gartenapotheke ist: Wächst alles ganz von allein, kostet keinen Cent und keinen Fahrkilometer. Es gibt keinen Transport, keine Plastikverpackung und keine energieverbrauchende Produktion. Ist garantiert bio und ökologisch voll abbaubar. Und der Sud hat bei weitem nicht diese giftige Reichweite und Konsequenz wie die meisten Produkte, die in Gartencentern angeboten werden. Nachhaltiger geht es nicht mehr!
ACHTUNG: Gemüse nicht direkt nach dem Sprühen verzehren! – Aber das würde man ja bei jedem anderen Spritzmittel auch nicht tun, oder??

 

22 Kommentare

  1. Ich mag ihn auch, den duftenden, gelben. Und ich ernte ihn im Garten und am Knickrand, um damit meinen Smoker (das Teil, mit dem Imker den Bienen Rauch ins Nest dampfen, um sie zu beruhigen) zu befüllen. Ernten aber tu ich erst gegen Ende der Blüte 🙂

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    • Ach, den kann man zum Räuchen bei den Bienen nehmen? Ist das typisch, dass man da den Rainfarn verwendet? oder ist das eine Spezialmischung von dir? Wie riecht das denn? So ähnlich wie der frische Rainfarn?
      Ohje, so viele Fragen :-)!

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  2. Superschöne Fotos zur Ode an den Rainfarn 🙂 Jetzt möchte ich ihn am liebsten gleich auf meinem Balkon pflanzen! Mal sehen, wie sich alles entwickelt und wo noch Platz ist. Vielleicht unterm Baum? Oder braucht er volle Sonne? Und ist er säfreudig? Jedenfalls hört sich das alles sehr positiv an, auch für die Insekten! Und die Pflanze ist so hübsch. Wieder fragt man sich, wieso so etwas Schönes als Unkraut deklariert wird, zumal es so gute Eigenschaften besitzt! So, jetzt muß ich wohl erst mal das mit dem Ziegenfell ausprobieren. Ach nee, geht ja nicht. Er blüht ja noch gar nicht. Kanns kaum erwarten 🙂 Bei mir heißt der Rainfarn übrigens auch Knöpfchenblume. Bin da voll und ganz an deiner Seite!!

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    • Danke :-)! Freut mich, dass er dir auch gefällt! Wie aussäfreudig er ist, weiß ich noch nicht. Angeblich vermehrt er sich auch sehr gut über Ausläufer, aber auch davon hab ich noch nichts feststellen können. Ich hab den Rainfarn aber auch erst vor 2 Jahren gepflanzt, vielleicht dauert das einfach. Und die Konkurrenz in meinem Blumenbeet ist auch ziemlich stark, vielleicht hält ihn das auch etwas in Schach. Mal sehen, wie´s dieses Jahr wird! Bisher sah mein Blumenbeet jedes Jahr anders aus, obwohl ich gar nichts mehr verändert hab.
      Ja, ich glaub der braucht ziemlich Sonne. Vielleicht auf deiner Baumscheibe? Das wollt ich dir auch gerade vorschlagen.
      Hihi! Ziegenfell und Knöpfchenblume, sehr schön 🙂 😉

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      • Unterm Baum ist ja nur morgens und abends direkte Sonne. Ich weiß nicht, ob ihm das reichen würde. Da wäre der Balkon passender. Im Moment denke ich über Brennesseln auf dem Balkon nach, aber wer will schon dauernd gepiekst werden ;-)? – Hattest du denn schon die Seidenbiene auf deinem Rainfarn zu Gast?

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      • Oh, das wird vermutlich tatsächlich zu wenig Sonne für den Rainfarn sein.
        Brennessel auf dem Balkon! Hui! Du willst es ja wissen! Ich glaub, das wäre mir dann doch zu crass. Wie wär´s denn mit Disteln? Die pieksen zwar auch, aber sie wachsen dann doch eher in einzelnen Pflanzen und dadurch kann man sie besser händeln, als so einen Brennesselbusch. Und einige der Falter, die auf Brennesseln ihre Eier legen, nutzen auch Disteln. Der Distelfalter zum Beispiel.
        Ehrlich gesagt hab ich letztes Jahr auf die Bienenbesucher des Rainfarns nicht so geachtet. Aber jetzt hab ich ja das tolle neue Wildbienenbuch. Ich hoffe, dass ich damit ein bißchen besser in die Bestimmung einsteigen kann. Leider sind Pflanzenarten nicht im Register aufgeführt, so dass ich nicht gezielt danach suchen kann. Aber es gibt ja zum Glück noch andere Recherchequellen; in Kombination ergibt das ja dann immer eine Fülle an Informationen 😉

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      • Das hört sich gut an mit Disteln und Distelfalter. Ich weiß noch nicht. Es ging mir nur durch den Kopf, daß auch ein paar Raupenfutterpflanzen nett wären zum ollen Schmetterlingsflieder 😉 Jetzt wollte ich eigentlich erst mal Natternkopf besorgen…es kann sein, daß ich dieses Jahr keine Königskerzen haben werde, weil die meisten verfroren sind, warum auch immer. Hatte ich noch nie! Zeit für was neues?!
        Beim Rainfarn mußte ich an die Gewöhnliche Seidenbiene denken, die ich mal am Kanal gesehen habe. Die scheint auf Rainfarn zu stehen und ist ganz niedlich. https://naturaufdembalkon.wordpress.com/2017/08/01/kleine-wilde-biene-und-freunde/
        Wer weiß, was du mit dem Buch noch alles entdecken wirst. Ich bin gespannt!!

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      • Oh, die Sandbiene ist ja niedlich! Den Beitrag hatte ich sogar gelesen, hab mich aber nicht mehr daran erinnert. Danke für die Erinnerung!
        Oh, keine Königskerzen mehr? Na, vielleicht tatsächlich Zeit für was Neues? Natternkopf ist sooo toll! Aber mit dem hab ich einfach kein Glück. Nach dem 4. oder 5. Versuch hab ich´s aufgegeben :-(. Ich drück dir die Daumen, dass du mehr Glück mit ihm hast!
        🙂 Ja, mal sehen, was ich in dem Buch noch so entdecke. Hoffe, dass ich bald mal dazu komme, darüber auch enen Beitrag zu schreiben. Aber eigentlich hab ich noch mehrere andere, die ich unbedingt schreiben will 😉 wie mmer eigentlich – hihi!

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      • Eine einzige winzige Königskerze kann ich zur Zeit entdecken, aber ob die dieses Jahr was wird, weiß ich nicht….ich kann mir den Balkon ohne die gelben Rispen fast nicht vorstellen. Den Natternkopf muß ich mir wohl übers Internet bestellen; denke, daß ich den hier nicht kriege. Hm, hat der besondere Ansprüche?? Ja, mal sehen. Vielleicht will ja auch was ganz anderes zu mir kommen 😉 – Ach ja, Beitragsstau, manchmal ist das so. Ich freu mich drauf, wenns soweit ist!

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      • Vielleicht hast du ja Glück mit deinen Königskerzen, und irgendwo schlummern Samen in der Erde deiner vielen Töpfe… Angeblich braucht der Natternkopf nur Sonne. Aber irgendwie…

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      • War ja mehr ein Wildbienenbeitrag, aber die niedliche Biene in Verbindung mit dem Rainfarn ist mir immer in guter Erinnerung geblieben, zumal ich die Knöpfchenblumen auch sehr gerne mag 🙂

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    • Danke und gerne! 🙂
      Oh, das Problem hab ich auch ständig. Überall werden lauter tolle und interessante Beiträge veröffentlicht, und ich komme viel zu selten dazu, sie zu lesen :-(. Die liebe Zeit, man könnte doppelt von ihr gebrauchen. Wobei, dann würd sie vermutlich auch nicht reichen 😉

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