Aktion vor der Haustür: Ausgleichspflanzung

Neulich in der Bürgersprechstunde des Bürgermeisters:

„Bei uns in der Straße wurde eine alte Weide gefällt. Wir wollten fragen, ob wir eine Neue pflanzen dürfen. Als Ersatz.“

„Ah, ja, die Weide! Da hab ich eh lang rum dan, aber dann hab i doch no ei´g´willigt. Die Äst war´n scho morsch. Net, dass no so a Ast auf die Leit fällt. Da hob i dann mord´s Ärger.“

„Dürfen wir für die Weide eine Neue pflanzen?“

„Ah, die wird scho gescheit groß. Da beschwer´n sich dann d´Leit wieda, wenn´s an Schadn gibt. Und i hab dann wieder den Ärger. Sie glaub´n ja ned, was bei mir für Beschwerden reinkemma wegen de Bamm´ (=Bäume).“

Darauf waren wir vorbereitet.

„Und wenn wir stattdessen zwei Vogelbeeren pflanzen? Die blieben klein, sehen hübsch aus mit ihren weißen Blüten und orangenen Früchten und sind gut für Vögel und Insekten.“

„Ja, des is a gute Idee! Des könnt Ihr mach´n! I finds eh gut, wenn sich die Bürger engagieren tun, und net nur beschwer´n. Des is doch wichtig, dass ma was macht, da mit dem ganzen Artensterben. Da unterstütz´ ich euch.“

Gesagt, getan. Voila.

Die alte Weide mit ihrer riesigen Krone mußte leider fallen. Zugegebenermaßen war sie tatsächlich innen morsch. Zum Größenvergleich: Mein Gummistiefel.
Noch sind die beiden Vogelbeeren nicht mehr als ein dünnes Stämmchen. Die Holzpfähle sollen zeigen: „Hier wurde was gepflanzt!“ Nicht, dass jemand meint, er könne das einfach abmähen.
Noch sieht unsere Pflanzung ziemlich mickrig aus. Links unterhalb der grünen Garagentore sieht man den Stumpf der alten Weide. Links vom grauen Briefkasten den Holzpfahl mit Vogelbeere Nr. 1, und rechts im Bild den Holzpfahl mit Vogelbeere Nr. 2. Der Graben wurde vor ein paar Wochen ausgebaggert, das erste Mal seit mindestens 5 Jahren.
Die Vogelbeere wird nur 5 bis 12 m hoch und eignet sich damit perfekt als Gartenbaum. Ihr Name verrät, welche Bedeutung sie für die Vogelwelt hat. Über 60 Vogelarten fressen ihre Früchte. Entgegen aller Behauptungen sind Vogelbeeren nicht giftig! Als Kind hab ich regelmäßig mit meinem Papa zusammen ein paar Beeren davon stibitzt – und hab es bestens überlebt!

 


Suchst du einen kleinen Baum für deinen Vorgarten oder Garten?
Neben der Vogelbeere empfehle ich auch Felsenbirne oder Faulbaum.

23 Kommentare

  1. Eine wirklich tolle Aktion! So was müsste es öfter geben. Aber viele Leute beschweren sich tatsächlich über das Laub von Bäumen oder den Schatten, den sie werfen. Dass man im Sommer unter so einem Baum sehr gut Schatten und Kühle suchen kann, vergessen die meisten. Auch, dass die so schön zwitschernden Vögel ja irgendwo in Bäumen ihre Nester bauen oder ihr Futter holen müssen. Und dass Bäume uns allen Sauerstoff spenden, Kohlendioxid speichern, Feuchte abgeben, den Grundwasserspiegel hoch halten und Wasser speichern, Feinstaub speichern, das Mikroklima positiv beeinflussen (gerade in schwülheißen Sommern) und auch noch je nach Art leckere Früchte oder Nüsse liefern, haben die meisten wohl vollkommen verdrängt. Daher: Wirklich eine gute Idee, so auf eine Baumfällung zu reagieren.

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    • Danke! 🙂
      Ja, da hast du gleich alle wichtigen Argumente für Bäume ausgeführt.
      Auf einer Reise durch Rumänien fuhren wir auch Richtung schwarzes Meer. Im Flachland dort kann man die vorhandenen Bäume an einer Hand abzählen. Nirgends Schatten. Wir mußten uns mittags in den schmalen Schattenstreifen des Autos quetsch
      en, denn die Sonne bruzzelte dermaßen stark, dass man es nicht in ihr ausgehalten hat. Es hatte um die 40 Grad. Schafherden sind hechelnd, mit der Zunge am Boden udn herausgequollenen Augen an uns vorbeigezogen. Ich mußte mich total zusammenreißen, dass ich ihnen nicht unser Trinkwasser anbiete, was ohnehin nicht für die Herde gereicht hätte. Nirgends gab es Abkühlung, nirgends Schatten, kein Windhauch, kein Tröpfchen Wasser. Nur Sonnenblumenfelder soweit das Auge reicht. Aber man freut sich dort nicht mehr über die Sonnenblumen und auch nicht über die Sonne. Schatten – das ist das Wort, das einem ständig im Kopf herumspuckt.
      Wenn wiedermal jemand über einen Baum meckert, wünsche ich ihn mir in Gedanken für ein paar Tage genau dorthin. Dort erfährt man am eigenen Leib, was Bäume bedeuten.

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  2. Wie erfreulich, daß Ihr eine solch konstruktive Idee umsetzen konntet.
    Ich habe seit 20 Jahren eine Eberesche im Garten und sie ist bei allen Vögeln sehr beliebt, nicht nur wegen der Beeren, sondern auch als geschützter Ausguck- und Zwitscherstandort.
    Und wenn die Eberesche blüht, ist sie eine klasse Bienenweide.
    Die Beeren sind nicht giftig, aber alles andere als lecker, finde ich. *schüttel*

    Kürzlich hatte ich ebenfalls ein schönes ökologisches Erfolgserlebnis. Ich hatte die Wohnungsgenossenschaft, in der ich wohne, in einem Brief angeregt, einen Teil der üppigen Grünflächen unserer Siedlung in eine Wildblumenwiese umzugestalten – und siehe: Ich rannte offene Türen ein und bald wird gleich neben meinem Gartenanteil eine Wildblumenwiese angelegt. Und es sollen nach und nach noch weitere Standorte für solche Biotopoasen ausgesucht werden. Da keimt doch HOFFNUNG … 🌿 🌿 🌿
    Als nächstes werde ich wohl noch Streuobstwiesen anregen … 😉

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    • Wow, das ist ja sehr cool! Vor kurzem hab ich mich genau darüber mit Almuth unterhalten: Was man denn machen kann, wenn es so furchtbare Wüsten zwischen diesen Wohnblöcken von Wohnungsgenossenschaften gibt. Ich meinte: einfach mal anschreiben, vielleicht bringt´s was. Und siehe da! Jetzt lieferst du das positive Beispiel dafür, dass das tatsächlich was bewirkt! Find ich ja großartig!
      Ohja, da keimt Hoffnung 😉 auch im wahrsten Sinne. Hihi! Streuobstwiesen zwischen Wohnblocks, das stelle ich mir sehr hübsch vor!

      Ja, stimmt, besonders lecker sind die Vogelbeeren nicht. Aber ich fand´s als Kind immer aufregend, von den Beeren ein paar zu essen, die doch dem Namen nach den Vögeln gehören ;-).

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      • Ja, ich bin auch überaus beflügelt durch diese positive Erfahrung von Selbstwirksamkeit.
        In meinem Brief schrieb ich u.a. „Ich finde es wünschenswert, sinnvoll und lebensdienlich, wenn wir als Genossenschaft, die uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Garten- und Grünanlagengestaltung zur Förderung von Biodiversität und Artenschutz nutzten…“ Und dann habe ich mal eben zwanzig Wildblumenarten vorbotanisiert, die ohnehin schon im Rasen vorhanden sind.

        „Meine“ Siedlung wurde in den 30er-Jahren bebaut und die nur dreigeschossigen Häuser sind in zwei sehr weiten Karrees angelegt mit teilweise über 100 m Abstand zwischen den Häuserreihen. Da ist viel Spielraum … :mrgreen:

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      • Na, dann auf geht´s zur Streuobstwiese zwischen 30-er Jahre Wohngenossenschaftshäusern! 😉
        … Je länger ich darüber nachdenke, umso großartiger finde ich die Idee! Das wäre doch nicht nur ein Naturschutz-, sondern auch ein großes Sozialprojekt! Nachbarn, die noch nie miteinander geredet haben, treffen sich bei der Obsternte und backen zusammen Apfelkuchen und Zwetschgendatschi und treffen sich beim Obstkuchen- und Apfelsaftfest auf Flächen, die bisher unbelebt waren. Das wäre voll das generationüberbreifende Projekt, hilft Menschen aus der Einsamkeit, baut Vorurteile ab, bringt Menschen raus und vom Fernseher weg, Bewegung an der frischen Luft hält und macht gesund; das ganze würde doch dei Lebensqualität um einiges steigern! Und ganz nebenbei ist es auch ein Artenschutzprojekt…
        Wer sagt denn, dass Streuobstwiesen und Selbstversorgergärten vom Wohnort getrennt in Schrebergärten oder auf dem Land vorkommen müssen? 🙂

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      • Als ich 1994 in diese Siedlung umgezogen bin, wurden hier noch sehr viele Gärten von den Mietern bewirtschaftet, teilweise Ziergärten, teilweise Nutzgärten, teilweise Spielgärten …
        Es ist so angelegt, daß hinter den Häusern ein breiter Streifen Rasen mit in den Boden eingelassenen Stangen liegt, an denen man bei Bedarf Wäscheleinen befestigen kann, um im Sommer die Wäsche schön luftig trocknen zu lassen.
        Dann kommt eine sehr lückenhafte Reihe mit Obstbäumen (Apfel, Birne, Kirsche).
        Der größere, mittlere Teil des Grundstücks war für die Gärten reserviert. Jeder Mieter hat Anspruch auf einen Gartenanteil. Doch das Interesse am Gärtnern hat hier sehr nachgelassen. Nur wenige junge Mieter pflegen einen Garten und die vielen verlassenen Gärten wurden nach und nach in einfache, pflegeleichte Rasenflächen umgewandelt.
        Auf alten Fotos kann man noch sehen, daß hier JEDER ein Gärtlein gehegt hat und das gehörte ja auch zur Idee des genossenschaftlichen Wohnens, daß die „kleinen Leute“ bezahlbaren Wohnraum und die Gelegenheit zur teilweisen Selbstversorung aus einem Gartenanteil
        hatten und die Kinder dazwischen spielerisch herumpurzeln konnten.
        Es wird sich zeigen, ob die bunte Wildblumenwiese mehr Menschen aus den Häusern lockt. Ich wundere mich seit Jahren, wie klein der Anteil der Mieter ist, die auch nur mal einen Spaziergang durchs unternehmen. Tatsächlich kenne ich fast nur die Gesichter und Namen der Nachbarn, die ebenso wie ich einen Garten pflegen.

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      • Ah, da schau an! War meine Idee nicht so verkehrt! Und eigentlich die ursprüngliche. Ist ja sehr schade, dass so wenig Interesse besteht! Manche wünschen sich sehnlichst ein Stück Garten und haben keinen, und diejenigen, die einen hätten, haben keine Lust und / oder keine Zeit. Vielleicht kann man die Gartenparzellen ja an Leute vermieten/verpachten, die nicht in der Wohngenossenschaft leben?

        Manchmal überleg ich, warum man heute angeblich so wenig Zeit für den Garten hat. „Er macht so viel Arbeit“ ist ja ein oft gehörtes Argument, warum man z.B. alles in grauen Kies und Beton statt in Blumenbeete anlegt. Früher mußte man doch in vielen Bereichen sehr viel mehr arbeiten als heute. Wir haben so viele elektrische Geräte, die alles mögliche schneller und einfacher machen. Wir haben die 5-Tagesarbeitswoche usw. Und trotzdem hat man keine Zeit? Vermutlich liegt es v.a. daran, dass man keine Lust hat. Denn wir haben ja auch Zeit, täglich im Schnitt 3h fernzusehen und mindestens eine Stunde am Tag (oder wieviel war es?) in sozialen Netzwerken unwichtige Dinge mit Menschen zu teilen, die wir nicht kennen oder eigentlich sogar doof finden (hab neulich ein entsprechendes Gespräch mitbekommen). Macht also etwa 4 h täglich, die Menschen früher u. a. für den Garten aufgewendet haben?
        Nun ja, ich sitze ja auch gerade vor dem Rechner und unterhalte mich digital ;-). Aber ich hab trotzdem Zeit und Lust auf Garten. Wo es übrigens schon hübsch blüht udn grünt und wächst. Irre, wie plötzlich alles zu wachsen beginnt!
        So, liebe digitale Gartennachbarin in der Bloggerwelt, mit der ich mich gerade über den online-Gartenzaun über ganz reale Blumenbeete unterhalte 🙂
        Dann mal auf´s Gärtnern und Blühen! summsumm 😉
        Liebe Grüße
        Sabine

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      • Liebe Sabine,
        das hast Du schön formuliert „über den online-Gartenzaun unterhalten“ … 🌿 🌿 🌿
        Zwischen den Zeitprioritäten naturverbundener und naturferner Menschen liegen Welten. Ich habe schon als Kind mit Küchenkräutern gegärtnert, Obst mitgeerntet, mit dem Kirschbaum gesprochen, mit Begeisterung Vögel beobachtet und Pflanzennamen gelernt, sowie in den Blumenblüten nach Elfen geschaut – das prägt fürs ganze Leben.
        Ja, ich hätte da auch noch einiges zu tun jetzt: Gartenbank mit Leinöl pflegen, die Trockenmauer verlängern und ausbessern, diverse Blumensamen in Töpfchen auf dem Balkon vorziehen und bei der Bestimmung von Wildbienen dazulernen … :mrgreen:
        Summsummende Grüße von
        Ulrike

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    • Wie Sabine schon schreibt, ist das gerade genau mein Thema. Nebenan hat man jetzt außen auf dem Gelände nur Gräser gepflanzt, die nicht mal blühen. Zum Heulen. Ich werde mich noch mal bei dir melden. Toll, daß das geklappt hat und die sogar offen dafür sind. Juhu!!

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      • Als nächstes werde ich wegen der Baumscheibe vor meinem Wohnhaus aktiv werden. Da sind auch noch locker 6 Quadratmeter, die sich in Wildblütenhinsicht deutlich verbessern ließen, und da ich an einer Allee wohne, dürfte dies langfristig auch noch blühansteckend auf die Nachbarn wirken. Ha, jetzt bin ich beim Weltretten einfach nicht mehr zu bremsen! :mrgreen:

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      • Vorher noch die mails checken 😉 Ja, laß uns die Welt retten!!! Ich melde mich die Tage noch mal. Deine Aktion hat mich jedenfalls beflügelt. Erst wollte ich eher einen Beschwerdebrief schreiben, aber ich glaube, jetzt versuche ich es doch auf die nette Art 😉 Hoffentlich hat es dann solche Auswirkungen wie bei dir! Das finde ich toll!!! Und ja, Baumscheibenreigen. Ich hoffe auch immer noch auf ansteckende Wirkung. Jetzt blüht es jedenfalls munter in allen blau und lilatönen. Schade, daß die kleinen Frühjahrsblumen nicht ewig blühen. LG!

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      • Liebes,
        ich kann Dir gerne meinen kompletten Brief als Textdatei per Mail schicken, und Du kannst Dir dann Textbausteine daraus entnehmen oder sonstige stilistische Anregungen. 😉

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  3. Wie schön, daß hier noch mal in Wort und Bild zu erleben! Ich muß meinen Brief noch verfassen 😉 Runterkühlen, runterkühlen…..Ich freue mich sehr, daß eure Aktion so gut aufgenommen wurde und später so vielen Tieren Lebensraum und Nahrung bieten wird!! Toll, toll, toll 🙂

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  4. In meiner Heimatgemeinde wird das Bäume pflanzen unterstützt, auch auf öffentlichem Raum. Ich habe vor unserem Haus einen Birnbaum als Ersatz für einen alten Apfelbaum gesetzt. Der Grund ist öffentlich. Ich redete mit dem Bürgermeister, besorgte den Baum und pflanzte ihn. Die Gemeinde zahlte den Baum und er bekam noch ein hübsches Etikett mit der Aufschrift „Dieser Baum ist Eigentum der Gemeinde, er wird von Anrainern gepflegt und soll das Ortsbild verschönern. Bitte von Beschädigungen abzusehen sie werden strafrechtlich verfolgt.“ Na, das ist doch was!
    Jeden Tag besuche ich den Baum und freue ich mich an ihm. Heuer blühte er und hat Fruchtansätze.

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