Ein Sack Kartoffeln und seine Folgen

Wieder graben wir, wieder machen wir ein Stück Wiese urbar. Was für ein Gwerch! Und zu diesem Zeitpunkt weiß man noch nicht mal, ob man wirklich gute Ernte einfahren wird… man geht einfach hoffnungsvoll in Vorleistung.

Letzten Herbst stellte uns ein Freund einen großen Sack Kartoffeln vor die Tür. „Der ist vom Erntedankfest übrig. Wollt ihr den haben?“ Mmh, sehr gut! Ich wollt eh mal mehr Kartoffeln und weniger Nudeln essen, perfekt!

Doch so gut sich die Kartoffeln auch hielten, und so viele Kartoffelgerichte wir den Winter über auch aßen, Anfang des Jahres trieben dann doch die ersten aus. Mein Mann packte begeistert die Gelegenheit beim Schopf: „Wir legen einen Kartoffelacker an! Kartoffeln anbauen wollte ich eh mal ausprobieren.“

Gesagt, gegraben, gesteckt! …und gegossen.

Sieht irgendwie witzig aus, wie die Knollen da in ihren Kuhlen hocken.

Wir hatten Anfängerglück, Frost kam keiner mehr. Dafür war´s so trocken wie nie. Während woanders die „Welt in Regenschauern unterging“ und Keller überflutet wurden, fielen bei uns gerade mal „15 Liter in 8 Wochen“, so der Mann mit dem Regenmesser ein paar Häuser weiter. Ich berichtete schon von unserem Raining Gag: „Morgen regnet´s!

„Die Trockenheit is für die Kartoffeln nix“, meinte die Dörflerin, „aber ihr werdets wohl gießen, oder? Des kann i da auf ‚em Feld net machen. Die müssen ah so klar komma.“

Und tatsächlich, ihre Kartoffeln kommen mit der Trockenheit recht gut klar. Erstaunlich, wie die Pflanzen aus dem staubtrockenen Boden noch ausreichend Feuchtigkeit rausholen. Wir hingegen haben uns nicht getraut, die Kartoffeln ihrem Trockenheitsschicksal zu überlassen – oder anders formuliert: Wir haben es nicht geschafft. Denn wenn die mühevoll gesetzten Kartoffeln so direkt vor der Nase wachsen, fällt es schwer, nicht zur Gießkanne zu greifen, wenn das Kraut die Blätter hängen läßt…

Aber das Gießen und die Düngung mit Brennessel- und Schachtelhalmsud haben sich gelohnt, seht selbst!

Mitte April. Sie sind da!

Im Gegensatz zu Tomaten, Salat oder Obst sieht man bei Kartoffeln die ganze Zeit über nicht, was man mal ernten wird. Es bleibt also spannend bis zum Schluß. Wie beim Überraschungsei.

Demnächst werden wir ihn wieder umgraben, den Überraschungsacker… wir sind schon sehr gespannt, was wir ausgraben werden…

Die Art der Blüte ist typisch für Nachtschattengewächse (Solanaceae), auch wenn nicht alle Nachtschattengewächse so eine Blütenform haben.

 

21 Kommentare

  1. Ich weiß, was du ausgraben wirst: Viele gute Kartoffel. Mir unklar, warum die manchmal im Geschäft so grindig aussehen. Selbst angebaut sind die immer perfekt. Ich tue die auch im März schon raus. Vor eineinhalb Wochen habe ich geerntet. Mach ich immer mit der Hand. Wenn mir jemand erklärt, wie man das mit Werkzeug erntet ohne die Hälfte zu beschädigen, wäre ich dankbar.

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      • Manchmal haben wir sogar Ende April noch einen Schlechtwettereinbruch mit 20 cm Schnee, aber wir sagen es einfach den Kartoffeln nicht weiter, dann geht das schon. Die ersten Triebe frieren im schlechtesten Fall ab, aber von unten kommen neue nach. Und wie Hedwig schreibt: Wenn sie welken anfangen, können sie raus. Und gründlich raus, sonst hast du nächstes Jahr an der selben Stelle wieder welche.

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      • hihi! sehr lustige Vorstellung! Ok, das heißt, ein bißchen Frost und Schnee ist nicht unbedingt schlimm. Gut zu wissen für´s nächste Mal!
        Yup! Und wie gründlich wir nach ihnen buddeln werden! Wie die Goldsucher!

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  2. Da hatten wir ja die gleiche Idee! Auch meine lagen bereits Anfang April im Beet und die Giesskanne war ebenfalls im Einsatz. Der fränkische Sandboden hat ihnen anscheinend gefallen und es liegen nun schon hübsche, zierliche Mädels mit den Namen: Charlotte, Emalie und Annabell auf dem Teller. Bilden wir es uns ein, oder schmecken sie tatsächlich vieeeeeeel besser als so schnell mal gekaufte Erdäpfelchen?

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    • hihi, sehr schön! Zwei Franken, eine Idee! Den Namen unserer Kartoffeln kennen wir leider nicht. Vielelicht erfinden wir einfach einen?
      Wie unsere schmecken, wissen wir noch nicht. Aus dem vorherigen Kommentar hab ich gerade erfahrfen, dass man 100 tage zwischen setzen und ernten warten soll, also noch eine Woche warten. Aber ich bin jetzt schon felsenfest davon überzeugt, dass sie vieeeeeel besser schmecken werden als gekaufte ;-)! Ist doch klar! Schon allein wegen der schweißtreibenden Grabearbeit und den Armmuskeln, die sich durch´s Gießkannen schleppen gebildet haben 😉

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  3. Kartoffeln eignen sich sehr gut, um einen Garten urbar zu machen. Hier hieß es immer am 100. Tag, also 10. April, die Kartoffeln stecken und nach weiteren 100 Tagen, also etwa am 10. Juli kann man sie ernten. Dann sollteesja bei Euch bald soweit sein.

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  4. Mmmh, das wird bestimmt lecker 🙂 Ich beneide dich, daß du so unendlich 😉 viel Platz in deinem Garten hast, um all das auszuprobieren!! Lustig, Samstag habe ich bei einem Ausflug einen Acker mit blühenden Kartoffeln gesehen und wunderte mich, daß sie rosa blühten. Ich fragte mich noch, obs wirklich Kartoffeln sind. Danke für die Antwort 🙂 (wieso blüht eine Sorte eigentlich in zwei Farben??)
    Ich hab ein einziges Mal eine Knolle eingebuddelt und meine heute noch, mich daran erinnern zu können, wie lecker die war. Ich bin gespannt, was du sagst und wie eure Ernte trotz Trockenheit ausfällt. Guten Appetit schon mal 🙂

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    • Danke :-)!
      Die verschiedenen Blützenfarben kommen von unterschiedlichen Genotypen – so wie wir blaue und grüne Augen haben können. Das kommt nicht bei allen Arten vor, aber eben bei manchen. Kartoffeln gehören anscheinend dazu, ebenso Radieschen, hab ich festgestellt. Und auch bei der Erbse. Diese unterschiedlichen Blütenfarben haben den Mönch Gregor Mendel dazu veranlaßt, die Erbse intensiv zu erforschen und zahlreiche Kreuzungsversuche mit ihr durchzuführen. Aus seinen Erkenntnissen entwickelte er die bis heute gültige Vererbungslehre und die sogenannten Mendelschen Gesetze – und das ohne jede Kenntnis davon zu haben, was Gene sind und dass es sowas überhaupt gibt. Im Bio-Unterricht haben wir das in und auswendig gelernt. Gib mal bei wikipedia Mendelsche Regeln ein! … wobei, gibt vielleicht woanders noch bessere Beschreibungen.
      🙂

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  5. Das gibt bestimmt feine Kartoffeln ! Unsere leiden nunmehr an der Trockenheit – ich gieße sie auch nicht, schon aus Prinzip. Und man kann einfach nicht alles gießen… Bin gespannt, was bei uns später herauskommt.
    Viel Erfolg und viel Spaß mit den eigenen Kartoffeln ! LG Birthe 🙂

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    • Stimmt, man kann einfach nicht alles gießen. In den letzten Jahren ahben wir aus Prinzip auch kaum was gegossen, aber dieses Jahr… Seit Anfang April hat es zwei Mal nennenswert geregnet, für ein paar wenige Stunden. Die ersten Bäume bekommen gelbe Blätter, auch im Wald. Es ist echt crass…

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  6. Sehr gutes Experiment, euer Acker. Und das lohnt sich!
    Kartoffeln wollte ich nie anbauen. Der Vorbesitzer sagte zu mir: „Wofür hast Du sonst einen Garten?“ und stellte mit eine Tüte mit Kartoffeln im vorletzten Frühjahr vor die Tür. Ich finde, Kartoffeln sind das unkomplizierteste was man anbauen kann (wenn nicht gerade der Käfer über das Beet her fällt).
    Bei der Ernte habe ich nach den ersten Pflanzen auch mit den Händen nach den Kartoffeln gewühlt. Die größten Kartoffeln landeten sonst immer auf dem Zinken der Grabgabel, das war ärgerlich. Direkt mit den Händen in der Erde zu wühlen hat aber auch mehr Spaß gemacht. Eine richtige Schatzsuche ist das!

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    • Na, da ging es dir ja sehr ähnlich wie uns! Aus einem Geschenk wurde ein Kartoffelacker. Ah, du gräbst auch ohne Werkzeug aus! Jemand anders hat das hier auch schon erzählt. ja, wenn das Kartoffeln suchen per Hand nicht erdet, weiß ich auch nicht 😉

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