Gedanken im Morgennebel

Mitte April:
Wenn im März / April die Schuhe bei einem Waldspaziergang staubig statt matschig werden und man sich auf den Waldboden setzen kann, ohne zu riskieren, dass man mit pitschnassem Hosenboden wieder aufsteht, weiß man, dass was nicht stimmt. Mit aufgefangenem Gemüsewaschwasser rettete ich bereits einzelne Pflanzen, die im April schon müde ihre Blätter hängenließen. Vielleicht sollte ich den Gemüseanbau dieses Jahr ruhen lassen, so überlegte ich. Wie soll ich es durch Gießen allein schaffen, dem Boden die Feuchtigkeit zu geben, die Salat- und Radieschen zum kräftigen Aufwachsen brauchen?

 

Vier Wochen später:
Frühstückskaffee im Morgennebel.

So was gab´s schon lang nicht mehr. Meine Schuhe sind matschig vom Waldspaziergang, und Wölfles Pfoten nass von den Pfützen, durch die sie getapst ist. Matschige Waldwege, Pfützen, Morgennebel.

Es fühlt sich gut an. Eine große Erleichterung macht sich in mir breit. Egal wie sehr schon wieder viele über die verregneten letzten Wochen schimpfen*, so sollte es sich draußen um diese Jahreszeit anfühlen. Der Start in den Sommer ist so erst mal ein ganz anderer als letztes Jahr, als Ende Mai bereits seit sieben Wochen kein Tropfen mehr vom Himmel gefallen war.

Mmh, so schön, hier bei uns. Auf einer kleinen Gartenbank leckeren Kaffee genießen, Tautropfen glitzern, in ganz eigenes Licht, eine vergängliche Stimmung. Schon steigt der Morgennebel auf und gibt langsam den Blick auf die bewaldeten Hügel frei.

Nachher werde ich meine Samentüten von letztem Jahr heraus kramen. Mal sehen, was noch da ist. Und vielleicht bin ich noch nicht zu spät dran, um in der Gärtnerei ein paar Gemüsepflanzen zu finden. Paprika und Aubergine würd ich gerne mal ausprobieren…

 


* Ende April traf ich eine Bäuerin aus der Gegend. Sie war ziemlich verzweifelt, weil ihr Brunnen, der im Frühjahr normalerweise einen Wasserstand von 6m hat, seit dem letzten Sommer ausgetrocknet ist und sich den Winter über kein bißchen aufgefüllt hat. „Er ist pfurztrocken!“ Wie sollte sie da die nächste Anbausaison schaffen? „Da reden die im Zusammenhang mit dem  Kohleausstieg immer vom Verlust der Arbeitsplätze. Was ist mit meiner Existenz?“ Ihr Arbeitsplatz taucht tatsächlich in keiner Statistik auf.

Vielleicht hat der Regen jetzt auch ihr Erleichterung verschafft. Ich muß sie bei Gelegenheit mal nach ihrem Brunnen fragen…

17 Kommentare

    • Oh, du bist ja toll! 🙂 Danke! 🙂
      sehen ja gut aus, deine Paprikapflänzchen! Ich hab mir allerdings jetzt schon drei Pflanzen gekauft, fertig vorgezogen. Da ich shcon so viele andere Sachen ausgesät habe, war ich da jetzt faul ;-).
      Aber das wäre auch mein Ziel: Saatgut aus selbstverzehrter Biopaprika. Hast du einfach aus Paprika, die du gekauft hast, die Samen aufgehoben und angesät?

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      • Ja, zwei Tage etwas trocknen lassen und dann ab in die Anzuchterde. Dann: feucht halten und viiiel Geduld habe. Wenn du nicht mehr dran glaubst, dass es was wird, legen sie los.

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      • Hihi! sehr schöne Beschreibung. Alles klar, dann probier ich das mal genau so aus! Danke für den Tipp und die Info! 🙂 schönen Sonntag noch! (bin sehr gespannt, wie die Wahl ausgehen wird…)

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    • Hab grad versucht, den Beitrag zum Foto deiner selbstgezogenen Paprika auf deinem Blog zu finden, war aber nicht so erfolgreich 😦 Gibt es einen Beitrag dazu? Falls ja, könntest du mir den Link schicken? 🙂

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  1. Sogar bei uns am Alpenrand, wo es immer wieder Schnee und Regen gab, ist der Regen hoch willkommen. Dank Fluss-Renaturierungen und Hochwasser-Rückhaltebecken hielten sich die Überschwemmungen in Grenzen. Auch die Kälte der letzten Wochen hat das Wachstum gebremst, aber jetzt kann man regelrecht zusehen, wie alles in die Höhe schießt. Und Kompliment: stimmungsvolle Fotos!

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    • Danke :-)!
      Ja, kann ich mir gut vorstellen! Wir waren die letzten zwei Wochen in den Westalpen unterwegs und waren erstaunt, wie viele Gebirgsbäche kein Wasser führten, und das Anfang Mai. Mehrere Stauseen, an denen wir vorbeifuhren, hatten immens Wasser verloren. Es hatte teilweise schon was apokalyptisches… teilweise mußte man 200 m weiter zum Wasser laufen als normal. Bootsstege lagen auf dem Trockenen. Und der eine Jetsky-Anbieter, an dessen Plakaten wir vorbeifuhren, hat sicher keinen guten Start in die Saison…

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      • Im Winter gabs zwar ordentlich Schnee, da kommt bei der Schneeschmelze noch ordentlich Wasser, in den Höhenlagen ist ja noch alles weiß. Aber das Wasser/Grundwasser fehlt noch vom letzten trockenen Sommer.

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      • Das kann ich mir gut vorstellen! Die Boden sind insgesamt immer noch zu trocken, vor allem in den tieferen Schichten. Da kann sich das Grundwasser noch nicht wieder auffüllen.

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  2. Mir gehts genauso wie dir. Das frühere meckern oder jammern über Regen ist aus meinem Wortschatz und meinem Bewußtsein verschwunden. Ich bin jedes Mal froh und dankbar, wenn es regnet. Ich weiß zwar nicht, wie es wäre, wenn sich das Wetterdrama umkehren würde und es die nächsten 6 Monate pausenlos regnen würde, aber jetzt bin ich einfach nur froh. Und was du von der Bäuerin schreibst, deckt sich mit dem, was ich kürzlich in einem Beitrag über die Dürre sah. Die letzten 10 bis 15 Jahre hat es zu wenig geregnet, so daß unsere Grundwasserspiegel immer weiter absinken. Sie hatten einen Mann gezeigt, der regelmäßig Messungen durchführt (hab leider vergessen wo, kann sein, daß es eine ohnehin sehr trockene Gegend war). Jedenfalls meinte er, läge der Grundwasserspiegel bei ihm normalerweise bei 25 m. Jetzt liegt er bei 41 m!!!!! Ohne Worte. Ich bin wirklich dankbar und froh, wenn wir keine südafrikanischen Verhältnisse bekommen!!!! Und man sieht, was das Wasser bewirkt. Wie schön üppig alles ist. Ein guter Beitrag und Morgennebel ist toll! Ich melde mich irgendwann mal länger 😉 LG. Almuth

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    • Hallo liebe Almuth! Vielen Dank für deine Worte!
      41 m statt 25 m – das ist echt crass. Ja, ich hab mir auch schon ein paar Mal versucht vorzustellen, was wäre, wenn diese Trockenheit tatsächlich bleiben würde… nur schwer vorstellbar… v. a. weil ich es mir gar nicht wirklich vorstellen will.
      hihi! Ja, einen total verregneten Sommer will ich natürlich auch nicht 😉 wer will das schon? Wie überall gilt: zu viel ist nichts, zu wenig aber auch nicht 😉
      Bis Anfang des 19. Jhd. gab es solch trockene Jahre wie 2018 statistisch gesehen alle 265 Jahre, jetzt sind es – statistisch gesehen – alle 8 Jahre. Wenn wir es nicht schaffen, unser Leben in die planetaren Grenzen zu bringen, dann werden es alle 2 Jahre werden. Diese Zahlen zeigen ziemlich deutlich, um was es geht.

      Ja, dieses frische Grün ist herrlich! Der Wald wirkt richtig vollgesogen und satt – satt leuchtend grün. Wunderschön! 🙂
      Bis demnächst! Liebe Grüße
      Sabine

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