Grüne Raupe Nimmersatt

Dill, ein Doldenblütler, wie die Blüte sofort verrät: mehrere kleine Einzelblüten bilden ein Döldchen (heißt botanisch wirklich so!), mehrere Döldchen eine Dolde.

Kennst du das? Manche Pflanzen wachsen bei einem einfach nicht. Egal, was man anstellt und selbst, wenn man alle möglichen Tipps und Tricks anderer Menschen ausprobiert, bei denen diese Pflanzen wunderbar gedeihen, bei einem selbst wachsen sie trotzdem nicht.
Bei mir ist das der Dill. Schon unzählige Male startete ich den letzten, aber nun wirklich den allerletzten Versuch, ihn anzusäen. Jedes Mal wieder passierte gar nichts, und jedes Mal wieder nahm ich mir fest vor, dass ich nie wieder Dillsamen kaufen werde…

Da weil fände ich es ja schon schön, wenn er bei mir wachsen würde. So richtig groß und buschig, so dass ich was ernten könnte. Gleichzeitig könnten gerne auch ein, zwei, drei schöne bunte Schwalbenschwanzraupen davon satt werden, das fände ich schon auch schön. Im Idealfall würde er sich selbst aussäen, und jedes Jahr wieder neu austreiben…

Natürlich kaufte ich- unverbesserlich – auch in diesem Jahr wieder ein Päckchen Dillsamen. Das wirklich letzte übrigens, wenn die Samen dieses Jahr wieder nicht aufgehen… Damit mir die Schnecken keinen Schleimstrich durch meine Dillrechnung machen konnten, säte ich den Dill in einen Blumentopf und stellte ihn auf das Pflaster direkt neben die Haustüre. So, hier hab ihn im Auge, meinen zukünftigen Dill! Nun hieß es gießen und abwarten.

Die Blätter des Dills sind sehr feingliedrig!

Die ersten Keimlinge, die auftauchten, waren irgendwas anderes. Aber dann, plötzlich wuchsen doch tatsächlich kleine zarte Dillkeimlinge! Jihuu! Bei mir wächst tatsächlich Dill!! Aber pssst! Noch nicht so laut freuen, denn schließlich ist er noch sehr winzg und klein, da kann noch viel schief gehen.

Vorsichtig gießen, damit sie vom Wasserstrahl aus der Gießkanne nicht niedergedrückt werden. Raus aus der 40 Grad-Sonne in den Schatten, damit die dünnen Blättchen nicht verbrennen. Dann aber wieder zurück in die Sonne, denn Dill ist keine Schattenpflanze. Raus aus den Regenschauern, damit die jungen Pflänzchen im Topf nicht ertrinken.

Die Mühe lohnte sich, die dünnen Dillstengel wuchsen zusehends in die Höhe, es bildeten sich Blüten. So was von toll! Auch, wenn die Pflanzen alles andere als buschig aussehen (um genau zu sein: es sind vier lange, zwei halblange und ein paar ganz kurze Stängel): Bei mir wächst Dill!

Vor drei Tagen entdeckte ich eine grüne Raupe. Sie frisst den Dill. Meinen Dill. Und sie frisst nicht nur, sie frisst UND frisst UND frisst. Ohne Rücksicht auf Verluste. Der erste Stängel ist bereits blattlos. Aber nicht nur das, sie hat auch seine Blüte einfach aufgefressen, komplett. Vorgestern ist sie auf den zweiten Stängel umgezogen. Gestern früh machte sich die Raupe über seine Blüte her. Am Abend war die Hälfte davon schon im Raupenmagen verschwunden, heute morgen war die zweite Blüte weg. Dillblüten scheinen sehr lecker zu schmecken.

Raupe Nimmersatt, vielleicht eine Gammaeulenraupe. Dafür spricht nicht nur die Farbe und der weiße Strich an der Seite, sondern auch die zwei (statt vier) Bauchfüße. Bauchfüße sind eigentlich keine richtigen Füße. Raupen sind Insekten und haben nur sechs echte Beine, vorne hinter dem Kopf. Mit diesen hält sie sich an der Spitze des Döldchens fest, während sie die Blüten abfrisst. Die meisten hat sie sich schon einverleibt.

Es ist echt nicht zu fassen. Nun wachsen zum ersten Mal hauchdünne Dillpflänzchen bei mir, und jetzt kommt diese grüne Raupe daher und mampft sie einfach weg. Ich hatte ja schon vor, meinen Dill zu teilen, aber die Rede war von TEILEN. Diese Raupe hier denkt gar nicht ans teilen. Ihr Ziel ist ein völlig anderes: Fressen, so lange der Vorrat reicht, und dabei bloß nicht entdeckt und selbst gefressen werden. Bis der Zeitpunkt da ist, sich zu verpuppen.

Interessante Fressweise: Während sich die Raupe mit ihren zwei Nachschiebern (die „Füßchen“ am Körperende) und den 2 Paar Bauchfüßchen am stabilen Stängel festhält, knickt sie ein Döldchen nach unten und frisst die Blüten ab.

Hoffentlich ist dieser Zeitpunkt nah, so nah, dass noch was von meinem Dill übrig bleibt! Aber bei der Fressgeschwindigkeit bin ich mir noch nicht so sicher, ob da auch nur ein Blatt und eine Blüte überleben wird…

Der traurige Rest, abgefressen an einem Tag: die Blüte und zwei Blätter, verschwunden im Magen einer einzigen Raupe.

18 Kommentare

  1. Mein Beileid zum Dill-Verlust!
    Ich liebe Dill, aber unseren sandigen Boden mag er nicht und ich habe mich auch Fenchelgrün verlegt, an Salaten und im Vorbeigehen lecker – das frisst mir auch keiner weg.

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    • Danke 🙂 Nach der ersten echt großen Empörung nehm ich´s mittlerweile mit Humor ;-).
      Fenchelgrün! Auch eine gute Idee! Das probier ich auch mal. Einfach Fenchel säen und das Grün verwenden, ja?

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      • Ja, wenn man nicht gar irgendwo eine Jungpflanze herbekommen kann, dann kann man im zweiten Jahr schon schön Grün und Samen ernten und weil die Staude immer wieder kommt, wird sie auch jedes Jahr grösser schöner, bekommt mehr Blüten und jede Menge Insektenbesuch, vornehmlich von Hautflüglern. Ich weiss nicht, weshalb gelegentlich vom Gewürzfenchel geschrieben wird, er sei nur zweijährig, meiner steht im dritten Sommer, er kann auch ausdauernd gedeihen, wie es bei Wikipedia steht. Ausserdem finde ich ihn ausgesprochen schön im Garten. 🙂

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  2. Ich habe einen großen Sack Dillsamen, aber verwenden tue ich den seit Jahren nicht. Das Zeug setzt sich in den Beeten von selbst an. Im Sommer hat man nur noch Blüten und Samen, keine Blätter. Wenn ich jetzt ansäe, kann ich im Herbst nochmal ernten. Dille hätte ich also genug, ich hätte gerne die schöne Raupe dazu. Aber man hat anscheinend immer nur eines von beiden. 😉

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    • Wow, bei dir wuchert Dill derart? Ist ja crass! Da werd ich gleich n bißchen neidisch. Hast du keine Schnecken, die sich über den hermacehn? Vielleicht hat dein Dill mittlerwiele gutue Abwehrstoffe entwickelt, die er auch seinen Nchakommen weitergibt.
      Ich schick dir gerne die Raupe ;-)! Hast du keinen Schwalbenschwanz bei dir? Erstaunlich! Ja, anscheinend hat man entweder das eine oder das andere…

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      • Wir haben wahrscheinlich schon unsere eigene Sorte Dille, seit Jahren angepasst. Man sagt, die muss sich selber aussuchen, wo sie wachsen darf. Ich würde einfach im Februar durch den Garten gehen und überall Samen ausstreuen. Die wächst dann irgendwo dazwischen, relativ früh. Da sind auch noch keine Schneckenmassen unterwegs.
        Schwalbenschwanz kommt hie und da einer bei uns vorbei, aber Raupe ist mir noch keine untergekommen.

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      • hihi! Ja, das sagt man über andere Arten auch. Sehr gut möglich, dass euer Dill mittlerweile perfekt zu euremBoden und eurem Klima vor Ort paßt! Ich beobachte sowas ähnliches bei uns im Garten auch regelmäßig: Dass viele Pflanzen im 1. Jahr arg kämpfen, und plötzlich im 2. Jahr sind sie richtig daheim und geben Gas!
        Das mit dem überall dazwischen säen hab ich auch schon mehrmals ausprobiert, hat aber nie funktioniert. Aber vielleicht probier ich das nächstes Jahr doch nochmal… zum letzten Mal 😉

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  3. Glückwunsch zum Dill mit Raupe oder zur Raupe mit Dill? Du teilst immerhin gerne. Bei mir hätte die Raupe nach der Halbzeit umziehen dürfen 😉 Immerhin gibt es noch mehr Grün im Garten, wenn es nicht vertrocknet ist. Immerhin besteht jetzt ja Hoffnung, daß der Dill bei dir doch will 🙂 Hier futtert auch wieder eine Raupe, aber ich weiß immer noch nicht was. Vielleicht, wie jedes Jahr, die der Achateule. Riesenlöcher in der Königskerze, auch an der Trichterwinde, an den Ringelbumen und ein bißchen an der Malve. Immer wieder leuchte ich abends die Pflanzen ab, aber nix, niente! Die muß riesig sein, bei DEN Löchern, lach! Ich bin gespannt, ob deine grüne Raupe NImmersatt dir noch ein paar Fitzel übrig läßt 🙂

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    • hihi! Riesige Raupen bevölkern Almuths Balkon! 😉
      Ja, manchmal verstecken die sich echt gut! Als ob sie wissen, dass sie gesucht werden… Naja, sichert immerhin ihr Überleben. Woher soll sie wissen, dass sie nicht direkt von dir gefressen wird? HUAH! hihi!
      Ja, an den Umzug hab ich auch gedacht. Aber ich wußte nicht, dass die eine Blüte nach der anderen verspeist. Nun ja, hat ja auch was komisches 😉 Ich brauch den Dill ja nicht zum Überleben, die Raupe schon. Und ja, immerhin hab ich jetzt eine Weg gefunden, dass bei mir Dill wächst! Nächtes Jahr neuer Versuch 😉

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  4. Herzliches Beileid, Sabine! Es ist zu traurig. Wo frischer Dill doch so unvergleichlich lecker ist! Das fand die Raupe wohl auch.
    Hast du mal erwogen, sie vom Dill „abzupflücken“ und woanders zu platzieren?

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    • hihi! Mittlerweile nehme ich es mit Humor! Hat ja shcon iregndwie was lustiges auch. Ja, hab ich tatsächlich! Wie ich gerade Fjonka geantwortet habe, müßte ich dann sicher wissen, um welche Art es sich handelt und welche Pflanzen sie noch frisst. Sonst ist es der sichere Tod der Raupe. Wobei ich mir nicht sicher bin: wenn die Raupen mal angefangen haben, eine Pflanzenart zu fressen, ob sie sich dann noch auf eine komplett andere umstellen? Mmh, müßte man mal im Terrarium ausprobieren…

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    • Ja, hab ich tatsächlich auch schon überlegt! Aber wohin? Da müßte ich mir bei der Artbestimmung sicher sein, damit ich sie auf die richtige Pflanze setze, sonst ist es ihr tot. So sehr ich mich tatsächlich ärgere 😉 dass sie meinen Dill auffrisst, das schaff ich dann auch nicht. Wenn es tatsächlich eine Gammaeule ist, wäre sie nicht so wählerisch.

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  5. Dill ist immer schwierig. Ich habe eines Tages wütend die letzten Dillsamen einfach in den Garten geschmissen. Und siehe da, im nächsten Jahr wuchs überall im Garten feinster Dill. Einige ließ ich dann immer aussamen und hatte immer genügend Dill für Gurkensalat und Co.

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