„Sei ein Beuteltier!“

Ehrlich gesagt: Ich hatte das ziemlich lange nicht auf dem Schirm. Klar, vermeide ich Müll: keine Plastiktüten, kein eingepacktes Obst und Gemüse, Pfand statt Wegwerf. Das übliche rund um Verpackungsmüll eben. Aber die Papiertüten beim Bäcker? Ja, das war einfach so. Eine einfache Alterntivlösung kannte ich nicht, und weil es ja so viele andere Baustellen gibt, hab ich mich damit auch nicht näher befasst.

Bis ich vor zwei Jahren Bluepingu kennenlernte. Und ein Geschenk bekam:
„Sei ein Beuteltier!“, rief Roland fröhlich, und streckte mir eine Handvoll Stoffbeutel entgegen.
„Willste einen?“
„Was ist das?“
„Wie: was ist das? Du kennst unsere tollen Fränguruh-Beutel nicht? Ha! Dann wird´s aber Zeit! Schau, kriegste gleich noch einen!“
Und schon hielt ich zwei Fränguruh-Stoffbeutel in der Hand.

Seitdem sind sie im ständigen Einsatz. Außer, einer dreht sich mal kurz in der Waschmaschine mit oder hängt am Wäscheständer rum. Wir wollen die Brotbeutel nicht mehr missen! Kein Brotkauf ohne, Brot kommt uns nicht mehr in die Tüte! Und ein super Nebeneffekt: Das Brot hält deutlich länger frisch!

Früher hab ich die Papiertüten oft aufgehoben, weil ich es schon Verschwendung fand, sie nicht mindestens noch einmal für eine Brotzeit für unterwegs zu nutzen. Aber so viele Papiertüten, wie man da im Laufe der Zeit ansammelt…
Nehmen wir mal an, von den rund 83 Millionen Menschen, die in Deutschland leben, geht die Hälfte zweimal die Woche zum Bäcker und kauft Brot oder Brötchen / Schrippen / Semmeln, das in einer bäckerüblichen Papiertüte eingepackt wird.
Das macht 83 Millionen Papiertüten pro Woche.
Macht 4.321,2 Millionen Papiertüten im Jahr.
-> 4,3 Milliarden!

Ein riesiger Papierberg, produziert unter Aufwendung von Ressourcen und Energie. Jeder zweite gefällte Baum geht in die Papierproduktion. Papiersparen ist auch Waldschutz. Und wenn es die Papiertüten beim Bäcker sind.

Wo kriegt man einen Brotbeutel her? Und welchen nehm ich?

Gute Frage! Schließlich hat nicht jede*r das Vergnügen, von einer engagierten Zero Waste-Gruppe beschenkt zu werden. Man sollte meinen, in Bioläden wird man fündig. Logisch wäre auch, man könnte sie direkt beim Bäcker kaufen. Aber ich hab bisher weder in Bioläden noch in Bäckereien welche entdeckt.

Bleibt das Worldwideweb. Dort findet man zahlreiche Brotbeutel mit veschiedensten Schriften und Mustern. Von 4,-€ bis hin zur Leinenluxusvariante für unfassbare 40,- €. Wer Lust auf mehr Bunt und Individuell bzw. Upcycling hat, auch Do-it-Yourself-Ideen gibt es einige!

Abgesehen davon, dass Bestellungen bei amazon selbstredend ausschieden ;-), würde ich keine Brotbeutel mit Innenbeschichtung kaufen. Sie sind nicht luftdurchlässig, was anfällig für Schimmel macht. Der Clou ist ja gerade, das Brot auch darin aufzubewahren, um es länger frisch zu halten.

Da ich ohnehin ein bisschen Bürokrams brauchte, hab ich einen Schwung Brotbeutel bei memo bestellt. Im Doppelpack 8,- €, ein gutes Geschenk und Mitbringsel – mal was anderes, statt der üblichen Flasche Wein.

Weil Besuche gerade nicht möglich sind, hab ich in den letzten Wochen Karten, Briefumschläge und mein Adressbuch rausgekramt, und ein bisschen Brotbeutel-Post verschickt. Eine gute Gelegenheit, sich mal wieder bei Freunden zu melden!

Und vielleicht gibt es ja nun ein paar Beuteltiere mehr ;-), denen ebenfalls Brot nicht mehr in die Tüte kommt.
🙂 Was ist mir dir? Wann wirst du zum Beuteltier?


36 Kommentare

    • Ach! echt jetzt? Der stellt sich so an? Aber sie können dir doch das Brot mit einer Zange über die Theke reichen, oder nicht? Sie dürfen das Brot eh nur mit Zange anfassen!
      Versteh ich nicht. Natürlich darf der Stoffbeutel nicht über die Theke wandern, das war aber – zumindest bei uns – auch schon vor Corona so. Heißt, ich gebe den Stoffbeutel nicht aus meiner Hand, stattdessen reicht mir der Bäcker mit der Zange Brot, Brötchen und Brezen über die Theke, ich nehme das dann (ohne die Zange zu berühren), und steck es ein.
      Also hier bei uns macht das jede Bäckerei, zumindest jede, die ich besuche. Und wenn es eine nicht machen würde, würd ich dort auch nicht mehr einkaufen. Das macht ja gar keinen Sinn! Mit der Logik dürfte niemand mehr von uns in einen Supermarkt – da liegt Obst und Gemüse lose herum, und die Nudelpackungen hatten auch schon zig Menschen vor einem in der Hand…
      Tsss. Oh mann… Das ist ja echt doof!

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      • Ja, da geb ich dir total recht! Das beste war:
        Im September war ich auf einer coronabedingt total zusammengeschrumpften Tagung. Bei der Anmeldung musste jede*r den eigenen Kugelschreiber benutzen, da wurde akribisch darauf geachtet!
        Bei den Getränken haben wir uns dann alle einen Flaschenöffner geteilt, der zwischendurch nicht desinfiziert wurde und werden konnte 😀 Ich hab mich fast weggeschmissen vor Lachen! Kugelschreiber hatten natürlich alle auf dem Schirm, schon allein wegen den Wahlen Mitte März ging ja der Kugelschreiber als Überträger auch die Medien hoch und runter. Aber über den armen Flaschenöffner hatte noch nie jemand berichtet…
        Ja, Humor hilft, wie immer, auch hier :-)!

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      • Ich vermute, da ist noch ein Markt für eine völlig neue Literaturgattung offen: der ganz normale Hygienewahnsinn. Das wird auch nachhaltig ein Thema: ich rechne fest damit, dass SARS-Cov 2 nur der Anfang war.

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      • hihi! Oder ein neues Blogthema ;-).
        Ja, ich fürchte das auch… auch wenn ich versuche, das geflissentlich zu ignorieren und mich unbedingt auf Konstruktives zu konzentrieren. Schon allein die Befürchtung einiegr Wissenschaftler*innen, dass durch den auftauenden Permafrost Viren und Bakterien auftauchen, mit denen mensch seit Jahrtausenden nicht in Berührung kam…
        Ach ja, und apropos Permafrost, da war doch noch so ne Krise, ich glaub, die heißt Klimakrise oder so. Aber das soll ja nicht so schlimm sein, hab ich gehört. Das reicht ja, wenn man sich irgendwann mal darum kümmert, falls man mal Zeit hat…
        *stöhn*

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      • Ist doch praktisch für die Soweitermacher, dass jetzt alle eine neue Krise zum Spielen haben.
        Zum K… ist das, aber ich beschäftige mich auch lieber mit Garten und Kamera, um irgendwie körperlich und seelisch gesund über die Runden zu kommen.

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      • Ohja, man braucht unbedingt einen guten Ausgleich, sonst bekommt man selbst eine Krise. Das hilft dann auch nicht weiter. Manchmal hätte ich große Lust, mich nur noch um sowas zu kümmern, aber das verbessert dann auch nichts. Wenn wir nicht daran arbeiten, dass es besser wird, wird es nicht besser. Oder anders ausgedrückt: Wenn nicht wir, wer dann?
        Das haben die letzten Jahrzehnte sehr anschaulich gezeigt. Zu hoffen, dass die Politik das schon machen wird, dass sich die Umweltschutzorganisationen schon darum kümmern werden, hat leider nichts verbessert. 🙂 daher Ärmel hochkrempeln, Bottom-up. Und dazwischen so schöne Dinge wie Kamera und Garten 🙂 Dann weiß man auch wieder, warum man das alles macht.
        🙂

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  1. Ich kaufe ja Brötchen in größeren Mengen und friere die dann ein. Jeder Gang macht schlank. Leider gibt es die beim Bäcker meines Vertrauens dann zum Einfrieren im Plastikbeutel. Vielleicht nehme ich einfach mal einen normalen Baumwollbeutel mit.

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      • Muss ich mal ausprobieren.
        Geschnittenes Brot friere ich allerdings portionsweise ein. Da wäre ich mit Stoffbeuteln nicht so sicher, ob das klappt.

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      • Probieren geht über Studieren! 🙂 Warum soll das nicht klappen, wenn du einen richtigen Brotbeutel nimmst? Ein Plastikbeutel ist kein bisschen hygenischer und uach nur eine Hülle, die die einzelnen Scheiben beeinander hält 🙂

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      • Ah! Gute Idee! Das Bienenwachstuch hab ich selbst noch nicht ausprobiert. Im Bioladen gigbt´s die, und jedes Mal denke ich mir, dass die ganz schön teuer sind. Und weil ich momentan keine konkrete Verwendung dafür hätte, nehm ich sie natürlich dann auch nicht mit. Aber mich würde brennend interessieren, wie die sich im Alltag bewähren! Wenn du also Lust und Zeit hast, dann erzähl doch gerne von deinen Erfahrungen!

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      • Brot im Beutel einfrieren ist eine Superidee. Meine Tochter hat ja einen in der Schule gebastelt 😉 Wir bekommen einmal in der Woche das Brot vom Biobäcker geliefert, und ich friere es ein, damit wir immer frisches Brot haben. Leider sind die meisten Mehrwegbehälter zu klein für einen Brotlaib, und ich habe immer (mit schlechtem Gewissen) die Gefriertüten verwendet. Das muss ich unbedingt ausprobieren!

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      • 🙂 Na, das freut mich, dass ich mit meinem Beitrag zu einer guten Idee verhelfen konnte!
        Ich bin gespannt, viel Erfolg! Berichte gerne!

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    • Ja, kann man :-). Trotzdem bleibt, dass diese Papiertüten produziert wurden, was Energie und Ressourcen verbraucht hat. Sie nochmal weiter zu verwenden, ist gut, aber löst das Problem nicht wirklich. Schließlich kann man den Kompost auch in Behältern sammeln, die dauerhaft zum Einsatz kommen ;-).

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      • So nun habe ich mal gefragt: Baumwollbeutel darf ich nicht über die Theke reichen zum füllen. Ich gehe davon aus, dass ich trotzdem eine wie auch immer geartete Tüte bekäme.
        Andere Bäcker, andere Sitten. Ich frage aber noch bei zwei anderen.

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      • Ja, das ist bei mir auch so! Und das war übrigens auch schon vor Corona so. Stoffbeutel dürfen aus hygenischen Gründen nicht über die Theke gereicht werden.
        Das macht aber gar nichts! Die Bäckerverkäufer*innen reichen mir mit der Zange das Brot, die Brötchen oder die Brezen über den Thresen, und ich nehme sie (ohne die Zange zu berühren) und packe sie ein 🙂 Geht wunderbar! Und übrigens bei allen Bäckereinen bei uns in der Gegend.
        Wenn in einer Bäckerei also behauptet wird, das ginge nicht, ist es einfach Quatsch. Es ist nur eine Frage des Willens.
        Find ich super, dass du auch in anderen Bäckereien nachfragst! Kann ja nicht sein, dass das bei dir nicht geht…

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      • Wahrscheinlich wäre es kein Problem, beim Supermarkt oder Ketten mit Brot vom Fließband, das man sich selbst aus einer Klappe nimmt. Das esse ich aber icht.

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      • Das Brot esse ich auch nicht! Nee, ich gehe in kleine Bäckereienn hier, und da funktioniert das mit den Stoffbeuteln überall bestens! Manche Verkäuferinnen kennen uns schon so langsam, und strecken und die Zange mit dem Brot schon von selbst über die Theke, ohne dass wir extra was sagen müssen ;-).
        Einmal meinte eine Verkäuferin zu meinem Mann: „Ah, jetzt weiß ich, zu wem Sie gehören! Ihre Frau kommt auch immer mit diesen Stoffbeuteln an, richtig?“ Das war echt witzig!

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  2. Gute Idee. Ich hatte schon mal dran gedacht, aber wie so oft, habe ich es wieder vergessen. Die sind aus Baumwolle oder Leinen? Ich fragte mich auch schon, als wir uns von den Plastiktüten verabschiedet haben, was ich anfangs auch sehr gut fand, was die Alternativen sind. Jetzt ist wieder Papier dran. Erst mal ja gut, aber wo kommen die Millionen Tüten her, wie du so richtig vorgerechnet hast? Sicherlich nicht aus den zu 70% geschädigten deutschen Wäldern oder doch? Aus legalem Holzabbau aus dem Ausland oder aus illegal geschlagenem Holz aus Rumänien?? Inzwischen denke ich, man hätte vielleicht erst mehr Alternativen einführen sollen und dann die Plaste abschaffen, aber das war ja auch überfällig. Jetzt liegen dafür überall die Mundschutze auf der Straße, davon ehrlich gesagt mehr als vorher die Plastiktüten – „toooolllll“, grummel. Naja, ich werde mich mal nach solchen Beuteln umsehen. Man könnte ja auch mal seinen Bäcker fragen. Das könnten die doch in ihr Sortiment aufnehmen 🙂

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    • Huhu! Find ich cool, dass du das machst! 😀
      Es gibt Stoffbeutel aus Baumwolle und welche aus Leinen. Aus Leinen ist teurer. Unsere sind aus Baumwolle. Es gibt echt hübsche, welche in retrostyle und auch witzige.
      Du kannst doch gut nähen, oder? Vielleicht ja auch eine Möglichkeit? Ich denke, der Stoff sollte dünn und luftig sein. Zu dicker Stoff, könnt ich mir vorstellen, lässt das Brot nicht mehr atmen, es wird zu luftdicht und dann besteht natürlich Schimmelgefahr.

      Ja, Papiertüten sind definitiv keine Alternative. Das ist genau der gleiche Quatsch wie alle Benziner und Diesel-Autos 1:1 durch E-Autos zu ersetzen. Dadurch wird nichts besser, die Probleme verlagern sich nur.
      Das beste ist tatsächlich Upcycling: Also aus Stoff, der in seiner ursprünglichen Form nicht mehr verwendet wird (Tischdecken, Vorhänge, Bettwäsche, T-Shirts, Hemden), Einkaufstaschen zu nähen. Statt diesen Stoff zu entsorgen, und neuen Stoff für Einkaufstaschen zu verwenden, einfach nehmen, was eh schon da ist.
      Selbst das Holz aus geschädigten Wäldern ist woanders besser aufgehoben als in Papiertüten – zum Beispiel als Totoholz im Wald würde es Wasser speichern und zur Artenvielfalt beitragen.

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      • Selber nähen wäre schon schön, aber ich glaube, ich habe keinen passenden Stoff, sonst wäre es schnell gemacht. Bin gespannt, ob einer der kleineren Bäcker hier sowas verkauft. Ich meine, da mal was gesehen zu haben. Danke für die Erinnerung daran 🙂

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