Es lebe das Laub!

Jetzt wütet er wieder, der alljährliche Kampf gegen das Laub! Laute Geschütze werden aufgefahren: Laubsauger, Laubbläser. Am liebsten haut man doch gleich die ganzen Bäume weg! Was für eine Plackerei!
….

Scht scht scht, sagt da mein Besen nur, und raschelraschel das Laub. Wusstest du, dass durch´s Laub rascheln glücklich macht? Das gleichmäßige scht scht scht des Besens hat außerdem etwas meditatives: gesunde Bewegung an der frischen Luft. Bewegen wir uns nicht alle im Alltag zu wenig? Und damit ist tatsächlich nicht Sport gemeint, den man vielleicht noch 1, 2 oder 3mal die Woche hinbekommt. Nein, echte Bewegung im Alltag! Neue Studien belegen, dass diese gesund ist.

Felsenbirne.

Während man den Besen schwingt, schweifen Gedanken wunderbar  – wann nehmen wir uns dafür schon mal Zeit? Oder man kann sie wahlweise auch mit wegfegen und scht scht scht verschwinden sie im sich auftürmenden raschelnden Laub.

Hainbuche.

Eine Arbeit, bei der man schnell ein Ergebnis sieht, hat immer etwas Zufriedenstellendes. Und dann auch noch die frische Luft! Etwas Gesünderes für Körper und Geist gibt es kaum.

Auch wenn wohl viele Menschen mich jetzt schräg anschauen: Laub ist etwas sehr wertvolles. Abgesehen von all den Arten, die Laub zum Überleben brauchen, ist Laub ein wertvoller Rohstoff und die Basis eines jeden guten Bodens. Ohne Laub kein guter Boden. Im Laub  stecken wertvolle Mineralien und Spurenelemente aus tieferen Erdschichten, die nur große und alte Bäume mit ihren tiefen Wurzeln erreichen können. Nur sie können diese Stoffe viele Meter unter der Erdoberfläche aufnehmen und nach oben transportieren, denn nur sie wurzeln so tief.

Rosskastanie.

Die Bäume bauen die Stoffe in ihre Blätter hoch oben über dem Boden ein. Mit dem Laubfall gelangen sie an die Erdoberfläche. Kleinstlebewesen, darunter tausende Insektenarten und Regenwürmer, verarbeiten die Blätter zu Erde.

Einfach liegen lassen. Das Laub verschwindet von allein. Garantiert. Oder die Bodenfauna ist schon zerstört. Dann wird es aber erst recht höchste Zeit, endlich Laub liegen zu lassen.

Dadurch gelangen Mineralien und Spurenelemente in die oberen Erdschichten. Pflanzen, die nicht so tief wurzeln wie die alten Bäume, können sie hier nun aufnehmen und nun ihrerseits in Blätter, Blüten und Samen einbauen. Zu diesen Pflanzen gehören auch unser Gemüse, unsere Küchenkräuter und essbare Wildpflanzen wie die Nachtkerze.

Walnuß.

In einem Bericht über Kopfbäume und Hecken, den ich vor kurzem im Fernsehen sah, hieß es, dass seit dem Verschwinden von Hecken, Feldgehölzen, Kopfbäumen und Bäumen generell auf Feld und Flur die Böden immer mehr verarmen. Mit künstlicher Düngung kann dieser wunderbare natürliche Prozess nicht ausgeglichen werden.

nochmal Felsenbirne.

Mit der Verarmung der Böden verarmen auch unsere Lebensmittel, Gemüse und Obst. Nicht umsonst lebt eine ganze Industrie davon, und stellt uns Mineralien und Spurenelemente hübsch verpackt in die Supermarkt- und Drogerieregale

Zwetschge.

Statt dass wir einfach das nutzen, was die Natur uns umsonst anbietet: Spurenelemente und Mineralien, die aus großen Tiefen durch meterlange Wurzeln bis in obersten Baumspitzen transportiert werden,
den Sommer über dort in der Sonne hängen,
im Herbst durch die Luft segeln,
auf und im Boden durch tausende Tierchen aufbereitet werden
und schließlich im Gemüse
und auf unserem Teller landen.
Ist das nicht großartig?

Es lebe das Laub!

21 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen klugen Beitrag, den ich am liebsten ausdrucken und meiner Nachbarin in den Briefkasten werfen würde, wenn es etwas bringen würde. Jedes Jahr erneut die lautstarke Aufregung um rund 27kg „meines“ Ahornlaubs (wie ich finde schön anzusehen und deutlich leichter zu harken als die benachbarte Robinie)…es wird mir immer direkt wieder über den Gartenzaun geworfen, wo ich es mittlerweile als Igelhaufen über den Winter einfach liegen lasse, bevor es im Frühjahr in die Hochbeete gelangt. Ich habe gelernt, mich nicht von ihrer Forderung nach „Laubrente“ ärgern zu lassen und sehe alles positiv. Liebe Grüße, Birgit

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    • Danke!
      😀 sehr schön!! Damit ärgerst du deine Nachbarin vermutlich am besten zurück 😉 in dem du den Laubhaufen, den sie dir über den Gartenzaun wirft, einfach ignorierst! Viel Freude mit deinem Ahornlaub! (ich mag es auch 🙂 )

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  2. Im Garten lasse ich Laub einfach liegen.
    Vom asphaltierten Vorplatz aber, wo ich die Räumpflicht habe, und der Depp bin, wenn jemand stürzt, schaufle ich das was sowieso schon auf einem Haufen liegt, mit dem Schneeschieber weg und den Rest puste ich auf’s Feld, wo es dann die von Dir beschriebene wohltuende Wirkung entfalten kann.

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    • Ja, klar! Auf gepflasterten und asphaltierten Wegen und Straßen kann das Laub natürlich nicht liegen bleiben. Dort nutzt es auch nichts. Aber an anderer Stelle, wie du es beschreibst, auf dem Feld, im Garten, unter der Hecke, auf dem Rasen, in der Wiese… da gehört es hin! 🙂

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      • Vor allem bin ich dann Schuld und darf zahlen, wenn irgendwer vorm Haus auf dem letzten Blättchen ausrutscht.
        Meine Mieterin hat das voriges Jahr hinbekommen als wir Richtung Dorf gingen. Zum Glück auf dem öffentlichen Fußweg, denn seitdem wird dort auch regelmäßig städtisch gepustet.

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  3. Deinem Loblied des Laubs kann ich nur zustimmen!
    Ich wohne an einer Hainbuchen-Allee und fege zwar die Gehwege frei, aber auf den beiden Baumscheiben, um die ich mich kümmere, lasse ich das Laub liegen. Einen Teil des gefegten Laubs verteile ich in meinem Garten und im Kompostkasten, und was dann noch übrig bleibt, landet in der Biotonne.
    Laubfegen ist für mich eine angenehme und sehr meditative Handlung, die ich nie als lästige Pflicht empfinde.

    Herzliche Grüße von der Nachtschwärmerin 🙂

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