
Herbst ist die beste Zeit, Nistkästen aufzuhängen. Denn Rotschwänzchen, Meise, Spatz und Co sehen sich jetzt schon für das kommende Frühjahr um. Außerdem werden die Häuschen auch gerne genutzt, um dort nachts sowie bei ungemütlichem Wetter Schutz zu suchen.
Einen Starenkasten und zwei, die von Haus- bzw. Feldsperlingen besiedelt werden, haben wir bereits. Kohl- und Blaumeisen besichtigen alle drei Kästen regelmäßig, aber gegen Star und Spatz haben sie einfach keine Chance. Der Bedarf ist also da, und deswegen wollte ich unbedingt noch mehr Häuschen aufhängen.

Doch wie viele Nistkästen verträgt ein Garten?
Muss man einen Mindestabstand zwischen den einzelnen Kästen einhalten?
Und dann die Frage: Stimmt das überhaupt, was man darüber so an Lehrmeinung findet?
Schließlich habe ich schon öfters festgestellt, dass bestimmtes Wissen zwar gelehrt und gelernt wird und allgemein als richtig gilt, die Wirklichkeit sieht jedoch dann ganz anders aus. Bestes Beispiel: „Lässt man Laub liegen, wächst kein Gras mehr.“ 😀 haha!
Etwas lustlos machte ich mich also an die Recherche. Während ich mich durch die Vogelwelt des world wide web klickte, überlegte ich, ob ich es vielleicht nicht einfach ausprobieren sollte… und plötzlich sprang mir ein Satz ins Auge. Seine Aussage war – frei aus der Erinnerung * -: „Erst, wenn von all den aufgehängten Nistkästen einer frei bleibt, dann ist der Bedarf an Nistplatz und Wohnraum gedeckt. Die Frage, wie viele Nistkästen aufgehängt werden sollen, lässt sich also wie folgt beantworten: alle besetzt plus eins.“
Ich war begeistert. Genau das nehme ich als Grundlage und probiere es aus!
Also auf geht´s, und Nistkästen suchen!
Eine Nischenbrüterhöhle und einer für Meisen sollten es sein. Es gibt viele Anbieter für Nistkästen. Der bekannteste Hersteller ist ohne Zweifel Schwegler, der mir von einer Nistkastenexpertin auch wärmstens empfohlen wurde. Unseren Starenkasten haben wir hingegen von der Herzogsägmühle, einer Behindertenwerkstatt, gekauft**.
Doch dann beschloss ich, das zu tun, was ich schon immer mal machen wollte: selber bauen. Als ich noch in kleinen Stadtwohnungen lebte, fehlten mir dafür Platz und das richtige Werkzeug. Doch jetzt haben wir nicht nur das, sondern auch ein ordentliches Holzlager, wo sich sicher geeignete Bretter dafür finden. Ich müsste also noch nicht mal Material kaufen.
Gesagt, getan! In einem Naturschutzbuch aus den 80ern*** finde ich gute Bauanleitungen – egal, wie alt das Buch ist, manches Wissen veraltet einfach nicht. Und ein ganz klarer Vorteil von alten Büchern ist: Meistens gibt es hervorragende Zeichnungen und die Infos sind nicht einfach woanders abgeschrieben, sondern erprobt. Ich vergleiche die Maßangaben mit denen von Schwegler, vereinfache ein paar Baudetails …
Et voila 🙂 als Erstversuch kann es sich doch sehen lassen, oder? Ok, die Eingangslöcher sitzen etwas schief. Aber das stört sicher keinen Piepmatz der Welt. Und für die ist der Kasten ja schließlich.

Ein Platz zum Aufhängen ist auch schnell gefunden: Die Eingangslöcher zeigen nach Süd-Ost (also keine Wetterseite), morgens scheint die Sonne drauf und zur Mittagszeit hängt´s im Schatten. Das ist wichtig, sonst wird die Brut da drin gebraten.
Nun hoffe ich, dass der neue Nistkasten Mieter findet. Dafür ist ja nicht nur das Häuschen selbst, sondern auch der Platz, wo es hängt, entscheidend. Falls es nächsten Sommer leer bleibt, hängen wir es im nächsten Herbst um, und hoffen erneut. Ist nicht das erste Mal, dass ein Nistkasten erst seinen Platz im Garten finden musste, bis er angenommen wurde. Hier nicht verzweifeln! Es lohnt sich, ein bisschen herum zu probieren.
Stell dir vor: Ich hab schon Kohlmeisen bei der Nistkastenbesichtigung beobachten können. 🙂 ich bin ja sowas von gespannt…
* Leider weiß ich nicht mehr, wo ich den Satz gelesen habe, weswegen ich derzeit auch weder wörtlich zitieren noch die Quelle angeben kann.
** Damit die Elstern nicht landen und ihren Kopf reinstecken können, haben wir die Sitzstange gekürzt und den Eingang mit einem weiteren Brett verstärkt. Jetzt paßt´s super!
*** Gunter Steinbach (Hrsg.): Werkbuch Naturschutz. Selbstbau-Anleitungen für den Vogel-, Fledermaus-, Kleinsäuger-, Igel, Lurch-, Eidechsen- und Insektenschutz. Verlag: Franckh´sche Verlagshandlung, Stuttgart 1988.