Projekt Bunte Wiese: Wiesen-Margerite

Eins meiner großen Ziele für unseren Garten ist, unsere (zu Beginn sehr fette) grüne Graswiese in eine bunte Blumenwiese umzuwandeln. Ich möchte also Wiesenarten ansiedeln, die sich dauerhaft halten, selbst vermehren und verbreiten, ohne dass ich mich ständig um die einzelnen Wildstauden kümmern muss.

Warum eigentlich immer nur bei Sonnenschein fotografieren? Regen hat auch seinen Reiz.

Eine Art, die ich unbedingt in unserer Wiese haben möchte, ist die Wiesen-Margerite, Leucanthemum vulgare. Ich liebe Margeriten! Sie sind der Inbegriff einer Blume, wie ich sie als Kind gemalt habe: in der Mitte ein dicker gelber Knubbel, und außen herum schön gleichmäßig die Blütenblätter verteilt. Typisch Korbblütler (Asteraceae) halt. Margeriten werden in Gärtnereien zwar in allen möglichen Varianten und Wuchsformen angeboten. Aber ich will eben genau diese bestimmte Wiesen-Margerite in unserer Wiese haben.

Natürlich hängt es immer auch vom Bodentyp ab, welche Arten wachsen. Nicht alle Wiesen sehen gleich aus, wäre ja auch langweilig. Aber die Margerite ist schon eine sehr typische Wiesenpflanze. „Verbreitet und allgemein häufig auf Wiesen und Weiden, an Straßenrändern und weniger häufig auch auf Ruderalflächen„, heißt es in meinem alten Kosmos-Naturführer Blütenpflanzen*. Auch der lateinische Name gibt einen Hinweis darauf: vulgare (gewöhnlich) sagt, dass die Margerite eigentlich keine seltene Art ist, sondern sehr „gewöhnlich“, also weit verbreitet vorkommt (oder vorkommen müsste).

Auch einer ihrer weniger schmeichelhaften Volksnamen, Wucherblume, verrät etwas über sie. Die Wiesen-Margerite vermehrt sich nämlich nicht nur über Samen, sondern auch vegetativ. Jede Lücke ausnutzend, wachsen die Sprosse entlang des Bodens und wurzeln neu an. Dabei sitzen ihre Blättchen dicht an dicht und bedecken den Boden (rasendbildend), so dass nicht viel anderes hochkeimen kann. Ein guter Selbstschutz gegen Konkurrenz in der dichtbewachsenen Wiese.

Genau mit diesen dicht am Boden wachsenden Sprossen überwintern die Margeriten auch (Hemikryptophyten). Hinzukommt, dass sie mehrjährig sind. Sie müssen also nicht jedes Jahr neu aus einem Samen heraus starten (wie einjährige), und sich an einem neuen Platz neu behaupten, sondern sind im Frühjahr sozusagen schon da und bleiben über mehrere Jahre hinweg.

Mit ihren tiefen Wurzeln hält die Wiesen-Margerite außerdem auch Trockenheit gut aus.

Bringt wohl der nächste Tropfen die Blüte zum Kippen?

All diese Eigenschaften sind hervorragend dafür geeignet, um mit ihr mein Projekt „Bunte Wiese“ zu starten. Sie wird es sicherlich schaffen, sich gegen den dichten, manchmal schon fast „bodenerstickend“ dichten Graswuchs in unserem Garten durchzusetzen, ohne dass ich sie regelmäßig gießen muss. Regelmäßiges Gießen lockt nämlich nochmal zusätzlich Schnecken an, die ohnehin schon einen hervorragenden Riecher für Neuankömmlinge in unserem Garten haben*.

Soviel zur Theorie. In der Praxis ist das leichter gesagt als umgesetzt! Denn was mal weg ist, lässt sich nicht unbedingt so einfach wieder zurückholen.

Aber es gelang – zumindest erstmal. Dieses Jahr wuchsen an mehreren Stellen im Garten Margeriten, die sich selbst ausgesät hatten. Jihuu! Nun hoffe ich natürlich, dass sie im nächsten Jahr wieder von alleine auftauchen…

Hier der Weg von der Samentüte Ab:

Erstes Jahr – 2018:
Jungpflanzen im Juni 2018. Ein Wall aus Sägespänen gegen Schnecken. So lange er trocken blieb, half er gut.
  • Saatgut bestellen
  • Ansaat in Töpfchen
  • gegen Schnecken verteidigen
  • irgendwann Auspflanzen an eine kahle Stelle in der Wiese
  • regelmäßiges freischneiden und freirupfen, damit die kleinen Margeriten nicht überwuchert wurden
  • Sägespänewall gegen Schneckenfrass, allspätabendliches Absammeln.
  • Irgendwann verschwand die Gefahr, dass die jungen Pflanzen von Schnecken gefressen wurden. Dafür tauchte eine neue auf: Es war so dermaßen trocken, sengende Sonne… Im Jahr 2018 regnete es bei uns fünf Monate lang kein bisschen! Was für ein „super“ Jahr für so ´ne Aktion hier!
  • Also regelmäßig gießen. Wobei irgendwann der Boden so ausgedörrt war, so viel Wasser konnte man gar nicht draufkippen, wie die Pflanzen gebraucht hätten.
  • Hoffen, dass die jungen Margeritenpflanzen es trotzdem schaffen.
  • Dann hoffen, dass all das Hegen und Kümmern nicht umsonst war, und sie über den Winter kommen…
Margerite mit Eiskristallen
zweites Jahr – 2019:
  •  Puh! Winter gut überstanden, nicht von Wühlmäusen umgepflügt, nicht von Wölfin ausgegraben.
  • Werden sie blühen? (Margeriten blühen erst in ihrem zweiten Jahr)
  • Wegen Schnecken brauchte ich mir keine Sorgen machen, die Population in unserem Garten schien nach 2018 so gut wie verschwunden.
  • Und wie sie blühten! Jihuu! Wie schön! Ein Jahr lang musste ich darauf warten!

  • Schon im Spätsommer dann entdeckte ich an mehreren Stellen neue Margeritenpflänzchen. Da schau an! Von wegen, die Samen gehen erst im Folgejahr auf… Das kann man sich ja mal für die nächste Ansaat merken. Ich war sehr gespannt, ob das dann quasi schon „Jahr eins“ ist, und sie also schon im nächsten Jahr blühen werden…

 

drittes Jahr – 2020:

Tara! Tatsächlich! Das war „Jahr eins“! Die jungen Pflänzchen aus dem vorjährigen Spätsommer blühten! Und die Margeriten aus der Erstansaat von 2018 blühten auch wieder.

Selbst ausgesät in der Wiese.
Selbst ausgesät an der Hecke – auch wenn es dort eigentlich zu schattig für Margeriten ist, wachsen diese Pflänzchen dort ganz gut.
Selbst ausgesät im Blumenbeet! Sieht das nicht wunderschön aus? Juni 2020.

Erstes Etappenziel erreicht! Mal sehen, ob sie sich nun wirklich dauerhaft in unserem Garten halten wird, die Wiesen-Margerite. Das wäre echt cool…


Mehr über das Projekt „Bunte Wiese“.

* Warum auch immer, aber neue Pflanzen haben es bei uns echt schwer. Schnecken müssen einen Riecher für Neues haben. Man hat den Eindruck, als würde ein Marktschreier quer durch den ganzen Garten auf die neuen Pflanzen hinweisen: „Neue Leckerbissen! Jetzt hier! Neue Leckerbissen!“ Das erste Jahr überstehen Pflanzen bei uns nur, wenn ich sie massiv gegen Schnecken verteidige. Erst im zweiten Jahr muss ich nichts mehr machen.

18 Kommentare

  1. Ich hatte Pech mit Margeriten. als ich ier einzog, standen welche, da, wo jetzt die Wiese ist. Jetzt sind sie weg.
    Was ich jetzt weiß: Ich hätte sie abmähen müssen. Dann wären sie wieder gekommen. Mein Versuch, die Wiese a) wachsen zu lassen und b) abzumagern hat wohl die Margeriten gekillt. Shit happens.

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    • Mmh, das ist ja blöd. Ja, in der Praxis alles etwas komplizierter als in der Theorie. Eine Wiese braucht Mahd, das stimmt. Und da das richtige Maß zu finden, ist echt nicht einfach, da probiere ich auch immer noch herum. Vor allem weil auch immer was dafür spricht, zumindest Teile den Winter über stehen zu lassen… Deswegen ist es auch für die Artenvielfalt so wichtig, dass eben nicht überall gleich „bewirtschaftet“ wird, also zum gleichen Zeitpunkt gemäht wird oder immer alles gemäht wird usw. Die Arten können dann ausweichen oder kommen eben mal hier und mal dort verstärkt vor. Ist ja auch nicht jedes Jahr gleich.

      Aber jetzt, wo du´s weißt, wär´s doch nochmal n Versuch wert, die Margeriten wieder anzusiedeln, oder?

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      • Ich mähe meistens nach Bock. Momentan überwiegt auf der Wiese Majoran. Weil ich nicht möchte, dass da hinterher nur noch Majoran steht, habe ich mal gemäht, bis auf einen Streifen.

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      • Auch eine gute Strategie ;-)! Majoran! Perfekt für Pesto oder trocknen und als Gewürz verwenden. Oder auch als Geschenk, wenn man zu viel für den Eigenverbrauch hat 🙂
        Verändert sich deine Wiese auch von Jahr zu Jahr? Vielleicht geht die Dominanz des Majorans wieder zurück.

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      • So viel Pesto kann ich gar nicht futtern.
        Die Wiese war noch nicht zweimal hintereinander gleich. Trockene Jahre, nasse Jahre, abgemagert, Gras liegen lassen, alles verändert die Artenzusammensetzung. Und einmal habe ich sie versehentlich abgefackelt.😱
        Anfangs gab es Margariten und hüfthohe Gräser. Die sind jetzt weg, dafür verschiedene zarte Gräser, eben der Majoran und Malven.

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      • Funkenflug oder Glas. Zum Glück war der Rand frisch gemäht. Zur gleichen Zeit hat es auch in der Wahner Heide gebrannt mit unbekannter Ursache.

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  2. Wunderschöne Fotos von der schönen Wiesenmargerite 🙂 Auch deine Wiese scheint sich gut zu entwickeln. Das sieht sooo schön aus! Beneidenswert. Ich glaube, ihr hattet dieses Jahr auch etwas mehr Regen oder? Vielleicht kann dir der Klappertopf in Sachen Gräser helfen? Zapft der eigentlich nur Gräser an oder auch die anderen Wiesenblumen? Weiterhin viel Glück damit und genieße die Blütenpracht! LG

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    • Danke :-)! Ja,unsere Wiese wird langsam magerer, das merkt man. Und ja, dieses Jahr hatten wir mehr Regen. März/April waren total trocken, Ende April hab ich angefangen, die Blumenbeete zu gießen, weil alles drohte, kaputt zu gehen – ICH, die früher nie Garten gegossen hat. Dann Mai und Juni hat es viel geregnet. Oft dieser sogenannte Landregen, und auch ehrmals richtig lange starke Regenfälle, als der Boden schon gut durchfeuchtet war, das war super. Man hat gemerkt, dass der Boden alles wie ein Schwamm aufgesogen hat. Man konnte richtig sehen, wie auch die Bäume und der ganze Wald sich vollsogen.

      Klappertopf! Gute Idee! Der wächst sogar hier in der Gegend. Hui! Den ansiedeln… das stell ich mir anspruchsvoll vor, aber ein Versuch ist es wert. Vielleicht erwisch ich ein paar Samen. Ich glaube, der zapft nur Gras an, muß ich aber nachschauen.
      DANKE! Das tun wir! 🙂

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      • Gras zapft der an. Und er braucht Schnee zum keimen – ein weiteres Problem. Ich habe es auch ausprobiert, natürlich hat er nicht gekeimt, gab ja keinen Schnee. Habe aber noch Saat über und hoffe drauf, daß der, der am Boden ist, auch ein paar Jahre überdauert. Allerdings soll man ihn auch nicht zuschütten, ist schon echt nicht so leicht…..
        Gratulation zur wirklich schönen Wiese! 🙂
        Bei mir gibts auch Margeriten an den Aussaatstellen der unterschiedlichen Saattüten, mal gucken, wohin sie sich verbreiten (derzeit eher ins Beet, ist aber auch okay)

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      • Ohje, ich hab´s befürchtet, dass das mit dem Klappertopf nicht so leicht ist :-O Schnee!
        Danke!
        Hihi! Das kenne ich auch, Aussaat im Gemüsebeet. Ich hab schon mehrere Margeriten-, Wilde Karden-Jungpflanzen u. a. aus dem Gemüsebeet rausgeholt und woanders eingesetzt. Meistens klappt es ganz gut. Nur die Wilde Möhre mag das Umpflanzen leider gar nicht 😦

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      • Echt, du hast nie gegossen? Aber früher war vielleicht auch mehr Ausgleich wettertechnisch, oder hast du dann was kaputt gehen lassen? Bei diesen Dürren kann man natürlich nur begrenzt wässern, aber in kürzeren Trockenperioden könnte ich mich da nicht zurückhalten. – Echt, der Klappertopf wächst bei euch? Ich kenne ihn nur von Dave Goulson, der ihn immer wieder als eine der Hummelpflanzen erwähnt und würde ihn gerne mal in der Natur sehen 🙂

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      • Nein, anfangs hab ich so gut wie nicht gegossen. Außer Blumentöpfe natürlich. Vielleicht mal ne Gießkanne, nicht nennenswert. Wir hatten auch nur ein einziges Regenfaß, das war ausreichend. Anfangs hatten wir auch noch keine Gemüsebeete und ich hab auch keine etepetete-Pflanzen gesetzt. Nur heimische Wildpflanzen, die müssen draußen ja auch klarkommen, was gut geklappt hat. Und dann kam 2018… wir haben aufgerüstet. Bis zu zwei Kubikmeter Regenwasser können wir jetzt sammeln, plus das Regenfass.

        Der Klappertopf wächst auf einer nahen Wiese. Eine sehr hübsche Blüte hat er! 🙂

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      • NIcht ganz in der Nachbarschaft. Die unmittelbare Nachbarswiese ist eine grüne Wüste. Aber oben auf der Anhöhe, quasi hinter´m Wald, gibt es noch Wiesen, die nicht total überdüngt sind. Dort wächste der Klappertopf – hoffentlich auch weiterhin!

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