Meine „Stunde“ der Wintervögel 2017

Letztes Wochenende fand nun schon zum 7. Mal die große Mitmachaktion „Stunde der Wintervögel“ statt. Mitmachen ist ganz einfach: Vögel beobachten, bestimmen, zählen und melden. Bis zum 16. Januar kannst du noch auf den Internetseiten des NABU deine Meldung abgeben; das Online-Meldeformular findest du hier.

Ein Zwischenstand der Ergebnisse ist bereits veröffentlicht; hier kannst du ihn nachlesen.

Auch ich hatte mir vorgenommen, teilzunehmen. Letztes Jahr kam eine hübsche Liste an Vogelarten und Individuenzahlen zusammen, die ich stolz der Wissenschaft zur Verfügung gestellt habe [siehe hier]. Doch dieses Jahr war anders. Eine „Stunde“ kann gar nicht umfassen, was letzte Woche in unserem Garten abging. Bei uns war es eindeutig eine „Woche der Wintervögel“.

Pick, schling, schluck! Bevor´s ein andrer kriegt. Was man hat, das hat man!
Pick, schling, schluck! Bevor´s ein andrer kriegt. Was man hat, das hat man!

Wie schon erzählt, kamen mit dem Neujahrsschnee die Amseln in unseren Garten. Die dick aufgeplusterten schwarzen Vogelkugeln stritten sich um die zahlreichen Äpfel, die wir im Garten liegen und in den Bäumen hängen gelassen haben. Sehr schön :-), dachte ich mir, die Arbeit, Apfelbäume komplett abzuernten und spätes Fallobst einzusammeln, kann man sich wirklich sparen. Das erledigen die Vögel, und sie haben auch noch was davon! Vogelfutter à la nature, und kostenlos ist es auch noch. 🙂

Während ich das Treiben im Garten so beobachtete, rechnete ich nach: Wenn eine Amsel am Tag etwa einen Apfel futtert, macht das bei 20 Amseln in einem Monat 600 (!) Früchte – so lange wird der Apfelvorrat in unserem Garten wohl nicht mehr reichen. Wie schön naiv ich da noch war…

Wie ebenfalls erzählt, mischten sich unter die Amseln auch Wacholderdrosseln. Und jetzt kommt´s: Ihre Zahl stieg täglich. Erst waren es nur zwei, dann fünf und dann – HUAH! Als ich am 4. Januar vormittags aus dem Fenster sah, war A-L-L-E-S voller Wacholderdrosseln, und mittendrin die schwarzen Amseln! Bei 100 hab ich aufgehört zu zählen, es war unglaublich. Sie pickten und stritten und flatterten und saßen ÜBERALL!

Tut mir leid, wegen der miesen Bildqualität, es war ein ziemlich schlechtes Licht zum Fotigrafieren, und die Wacholderdrosseln haben gute Tarnfarbe. Wenn du aber das Foto anklickst und etwas vergrößerst, dann siehst du in der Eiche dicht an dicht die Vögel sitzen.
Tut mir leid, wegen der miesen Bildqualität, es war ein ziemlich schlechtes Licht zum Fotografieren, und die Wacholderdrosseln haben gute Tarnfarbe. Wenn du aber das Foto anklickst und etwas vergrößerst, dann siehst du in der Eiche dicht an dicht die Vögel sitzen.

In nur wenigen Stunden hatten sie alle Äpfel aufgepickt, nichts war mehr da, leere Apfelbäume… und dann verschwand der Trupp so plötzlich wie er gekommen war…von wegen 600 Äpfel reichen für einen Monat…kein Tag, und alles weg!

Allein hier zähle ich an die 30 Vögel. Von den Äpfeln ist nur noch ein Bruchteil übrig.
Allein hier zähle ich an die 30 Vögel. Von den Äpfeln ist nur noch ein Bruchteil übrig.
Mindestens 60 Vögel, nur am Boden und in den drei kleinen vorderen Apfelbäumen. Der Trupp in der Eiche ist noch nicht mitgezählt. Die drei kleinen Apfelbäume hingen vor wenigen Stunden noch voller Äpfel!
Mindestens 60 Vögel, nur am Boden und in den drei kleinen vorderen Apfelbäumen. Der Trupp in der Eiche ist noch nicht mitgezählt. Die drei kleinen Apfelbäume hingen vor wenigen Stunden noch voller Äpfel!

 

Zwei Tage lang war der Garten dann so gut wie vogelleer. Dieser Gegensatz war fast schon gespenstisch. Das Futterhäuschen leerte sich nicht in dem Maße, wie es für das Wetter (unter minus 10° und über 20 cm Schnee) typisch gewesen wäre. Vielleicht sind alle anderen Vogelarten dem Wacholderdrosseltrupp aus dem Weg gegangen…? Bei uns haben sie ja nicht umsonst den Spitznamen „Kackdrossel“.

Von wegen Meisenknödel! Gut zu erkennen: der Specht-typische Stützschwanz.
Von wegen Meisenknödel! Gut zu erkennen:
der Specht-typische Stützschwanz.

Seit Samstag, so mein Eindruck, kommen allmählich die Vögel zurück. Die Goldammern, die sich bisher kaum blicken ließen, die Blau- und Kohlmeisen, die drei Buntspechte, der Buchfink und das Rotkehlchen. Doch erst seit gestern Nachmittag, so habe ich das Gefühl, ist der übliche Besucherstamm wieder vollzählig.

So überlege ich nun:
Was melde ich in diesem Jahr bei der „Stunde der Wintervögel“? Welche Stunde ist repräsentativ, und liegt auch noch im vorgegebenen Zeitraum vom 6. bis 9. Januar?

Keine eigentlich, letzte Woche war alles unnormal. Erst unfassbar viele, dann ließ sich kaum eine Handvoll blicken, und die alle auch noch einzeln. Eine „Stunde“ mit nur 3 Vogelarten und nur wenigen Individuen… das entspricht einfach nicht dem, was hier sonst los ist.

Und so beschließe ich, dieses Jahr keine Daten zu melden.

Aber wie ich nachlese, ist das nicht weiter schlimm. Denn die Beteiligung am größten Citizen Science Projekt in Deutschland war in diesem Jahr noch größer als im Vorjahr.

Ein Teil der Spatzengang schart sich unter dem Vogelhäuschen. Normalbetrieb, hier an Neujahr bei noch deutlich weniger Schnee, als er jetzt bei uns liegt.
Ein Teil der Spatzengang schart sich unter dem Vogelhäuschen. Normalbetrieb, hier an Neujahr bei noch deutlich weniger Schnee, als er jetzt bei uns liegt.

 


Was du für Vögel im Garten tun kannst? Jede Menge! Hier ein paar Ideen und Vorschläge!

6 Kommentare

  1. Unglaublich, was in deinem Garten so los ist! Und so ein Spaß, das zu lesen! 🙂

    Beim Einreichen der Daten bin ich allerdings weniger orthodox. Ich denke, dass besagte Zähl-Stunde vor allem ein niedrigschwelliges – und zum Glück erfolgreiches! – Angebot ist, um eine Vielzahl von Menschen für Natur und Umwelt zu begeistern – und, na klar, dabei auch einigermaßen verlässliche Zahlen und Auskünfte zu erhalten.
    Allerdings denke ich mir, dass ‚wir‘ ja unsere Gärten und ihre BesucherInnen ziemlich gut kennen. Wenn ich mich z.B. zu einer bestimmten Stunde hinsetze und nicht alle Vögel da sind, die ich noch am Tag zuvor gesehen habe, melde ich die trotzdem mit. Ich kann ja nicht verlangen, dass die Vögel sich an meinen Terminplan halten. 😉

    Es sei denn, jemand vom NABU liest das jetzt und belehrt mich bitte eines Besseren!

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    • Danke für die Blumen 🙂 freut mich sehr, wenn du Spaß am Lesen hast 🙂 Da macht das Schreiben auch gleich nochmal so viel Spaß 🙂
      Ja, du hast recht. So hätte ich das auch machen können. Ganz streng wissenschaftlich gesehen ist es allerdings tatächlich so, dass nur zählt, was in der Beobachtungsstunde gesehen wurde. Ist bei ökologischen Gutachten auch so. Aber ich konnte mich wie du nie damit anfreunden, und fand immer, dass das nur zum Teil repräsentativ ist.

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  2. Wirklich der Wahnsinn, was bei dir los war !!! Tolle Bilder (die „gierige“ Amsel oder der Spatz, der auf dem letzten Bild gerade abhebt – klasse) !!! Wenn sich das rumspricht mit deinen Apfelbäumen, kommen nächstes Frühjahr noch mehr Vögel zu dir 🙂 Schön auch die Vielfalt. So ein Naturgarten hat eben Leben !!!

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