Pünktlich im Juli kamen die Libellen.

Schon seit mehreren Wochen denke ich, wenn ich den Teich betrachte: „Jetzt fehlen nur noch die Libellen. Ab Juli, dann sind sie da.“ Rückblickend kann ich gar nicht mehr sagen, warum ich davon so überzeugt war, dass sie ausgerechnet ab Juli auftauchen. Vielleicht war es so ein Gefühl aus der Erfahrung heraus, ohne dass man weiß, dass man diese Art von Erfahrungswissen in den letzen Jahren angesammelt hat. Wie auch immer, genau so ist es jedenfalls. Und was für ein Schauspiel! Libellenballett par excellence!

In türkis, grün und rot: die Gruppe der Kleinlibellen.

Alle Kleinlibellen legen ihre Flügel, wenn sie sich hinsetzen, über ihrem Hinterleib zusammen. Ihre dünnen langen Hinterleibe wirken immer so, als könnten sie gleich abbrechen.
Bei Libellenpärchen ist das vordere das Männchen. Mit einer Zange hält es das Weibchen am Kopf. Das wirkt für uns vielleicht brutal. Aber man darf das nicht so durch unsere Brille sehen.
Während nämlich das Weibchen ins Wasser oder an Pflanzenteilen seine Eier ablegt, paßt das Männchen auf. Sobald Gefahr droht, also zum Beispiel ich mich mit meinem Objekt zu sehr nähere, fliegt es auf und zieht das Weibchen mit sich. Auch wenn das Wasser zu hoch schwappt, und das Weibchen droht, unterzugehen, zieht es das Männchen in die rettende Luft zurück.
Die zwei ruhen sich etwas aus.

Mit knisternd lautem Flug in wachsblau und gelb: Die Großlibellen.

Großlibellen halten ihre Flügel waagrecht, wenn sie sitzen. Diese hier ist ein Plattbauchlibellenmännchen (Libellula depressa), zu erkennen an einem matten wachsfarbenen hellblauen abgeplatteten Hinterleib.
Sie nutzen lange Grashalme als Ansitzwarte. Davon gibt es in unserem Garten und rund um den Teich ja mehr als genug. Die Grashalme biegen sich dabei ganz schön, so dass die Libellen vorsichtig landen und austarieren, ob ihnen die Position, in der der Grashalm dann verharrt, taugt.

Libellen fliegen auf ihren Jagdflügen immer wieder die gleiche Route ab. Vor ein paar Jahren lebte bei uns eine Prachtlibelle, die eine ganz feste Route rund um unser Haus hatte. So in 1m Höhe über dem Boden patroullierte sie auch unter unser Carport durch. Man musste echt aufpassen, dass man nicht mit ihr zusammenprallte, wenn sie plötzlich um die Ecke bog.

Diese gelbe Libelle (wohl ein junges Plattbauchlibellenweibchen) kommt jeden Tag an den Teich und fliegt den halben Nachmittag lang eine bestimmte Runde ab. Immer an den gleichen Stellen legt sie einen kurzen Stopp ein. Ich kann genau vorhersagen, wo der nächste Stopp ist. Aber glaubste, es gelingt mir, sie mit der Kamera zu erwischen? Das ist nur eins von zwei Bildern, auf denen sie zu erkennen bzw. überhaupt drauf ist.

Ich muß zugeben: Wenn diese großen Libellen so zackig, schnell und knisternd um einen herumfliegen und sie einem dabei sehr nahe kommen oder gar direkt vor dem Gesicht stehen bleiben, ist das schon ein bißchen unheimlich. Mehr als einmal bin ich zusammengezuckt und ihnen ausgewichen. Einmal wäre ich dabei fast in den Teich gefallen. Ich musste mir klar vor Augen halten: „Hey, die Tiere wollen nichts von dir! Ich lass sie in Ruhe, und sie mich auch. Also ruhig Blut, Frau Biologin!“

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