Zarte Frühlingsblüher

Es ist nicht zu übersehen: Der Frühling ist da! Krokusse, Narzissen, Tulpen und Hyazinthen leuchten in allen möglichen Größen und Farben um die Wette. Kaum ein Garten, kaum ein städtisches Beet oder eine Verkehrsinsel ohne sie. Neben diesen Frühlingsblüherberühmtheiten gibt es viele andere Frühlingsblüher, die vielleicht nicht so leicht ins Auge springen, weil sie sich nicht so leuchtend in den Vordergrund drängeln. Ihre Schönheit  ist von zarterer Natur. Trotzdem müssen sie sich – so finde ich – nicht hinter Krokus & Co. verstecken! Und für die erwachenden Insekten sind diese zarten Blüher Gold wert!

Darf ich vorstellen? Die zarten Frühlingsblüher unseres Gartens 🙂

Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)

Die zwei Verwandten, beides Hahnenfußgewächse, sind zusammen mit Schneeglöckchen und Winterlingen jedes Jahr die ersten, die dem Graubraun des Winters ein Ende setzen. Bei uns in der Gegend leuchten sie derzeit überall in Hecken, an Wegrändern, im Gebüsch, im Wald und – wie schön! – auch bei uns im Garten. Doch sie sind ein bisschen „wetterfühlig“. Nur bei Sonnenschein öffnen sie ihre Blüten! Abends, bei zu starker Bewölkung und wenn es zu kühl ist bleiben die Nektarbars geschlossen.

Das Buschwindröschen, eigentlich ein Pflänzchen aus dem Walde, macht sich auch im Garten gut.
Kleine leuchtende Sonnen im Gartengrün: das Scharbockskraut.

 

Schlüsselblume (Primula veris)

Bisherige Anpflanzversuche scheiterten am Schneckenfraß. Jetzt ist sie von selbst in unseren Garten gekommen – die Schlüsselblume.

Unsere Nachbarn hatten letztes Jahr ein Meer aus Schlüsselblumen in ihrem Garten, um das ich sie sehr beneidete. Anscheinend ließ es ihr Herz jedoch nicht so hochschlagen wie meins, denn sie mähten es komplett ab (ich berichtete). Das haben die Schlüsselblümchen ihnen übel genommen. Dieses Jahr sind nur einige wenige aufgegangen. Dafür sind sie jetzt tatsächlich in unseren Garten aufgetaucht! Jihuu! Ob sie wohl meiner Einladung von letztem Jahr gefolgt sind ;-)?

In 2016 war die Schlüsselblume sogar „Blume des Jahres“, gekürt von der Stiftung Naturschutz Hamburg.

 

Wiesenschaumkraut (Cardamine pratense)

Zarte Schönheit Wiesenschaumkraut: Seine Blütenknospen sehen aus wie Röschen, die Blütenblätter sind fein und lila geädert.

Über das Wiesenschaumkraut freue ich mich jedes Jahr wieder! Mit seinen Krönchen aus weiß bis zartlila Blütchen sieht es aus, als lägen kleine Wölkchen über der Wiese, ein hübscher Kontrast zum frischen Wiesengrün. Zahlreiche Insekten besuchen das Wiesenschaumkraut, unter anderem die Wiesenschaumzikade, die sich in „Kuckucksspucke“ einlullt (siehe „Sonnen, Sternchen, Kuckucksspucke„).

Waldsauerklee (Oxalis acetosella)

Er kam zusammen mit einem Farn zu uns in den Garten. Dieses Jahr ist es nur eine einzige Blüte. Aber ich hoffe sehr, dass er irgendwann so ein nettes Grüppchen bildet wie dieses hier im nahen Wald. Seine Blätter kann man essen. Sie schmecken – wer hätte das gedacht  – säuerlich.

Dieses Jahr zum ersten Mal in unserem Garten: ein Sauerklee-Blümchen.
zarte Schönheit im Wald: der Waldsauerklee. Hummeln und Wildbienen besuchen die Blütenhütchen. Der Sauerklee bildet aber auch Blüten zur Selbstbestäubung; die sind dann geschlossen.

 

Rote Taubnessel (Lamium purpureum)

Die Rote Taubnessel hat berühmte Verwandtschaft. Wie Salbei, Lavendel, Rosmarin, Minze und Melisse ist sie eine Lippenblütlerin.

 

Hummeln lieben sie! Es gibt weiß-, gelb und rosablühende Taubnessel-Arten. Die Rote Taubnessel kann mehrere Generationen im Jahr bilden, da zwischen Keimung und Samenreifung nur wenige Wochen vergehen. Deswegen findet man ihre Blüten auch das ganze Jahr über. Für Hummeln und Falter also eine wichtige Nahrungsquelle nicht nur im Frühling, sondern auch im Spätsommer vor der langen Winterpause.

 

 

 

Hohler Lerchensporn (Corydalis cava)

Dicht an dicht, ein Lerchensporn-Teppich im Wald. In der Abenddämmerungnist das Foto leider etwas unscharf geworden.

Jedes Jahr wieder bin ich erstaunt, welch lila-weiße Teppiche aus Lerchensporn überall im Wald auftauchen! Da seine Blätter früh verwelken, findet man ihn im Sommer nicht mehr. Und deswegen vergesse ich sein Vorhandensein auch im Laufe des Jahres immer wieder. Noch wächst er nicht bei uns im Garten. Aber weil er einfach so großartig ist, will ich ihn dir hier nicht vorenthalten.

Ein Duft hängt da in der Luft! Wie in einer Parfümerie. Kein Wunder, dass Hummeln betört von Blüte zu Blüte schwanken. Wer hier Nektar holen will, braucht einen langen Strohhalm, um ans Ende des Sporns (daher der  Name) zu gelangen. Deswegen schaffen das nur Wildbienenarten mit  einem langen Rüssel. Oder man macht es wie manch kurzrüsslige: einfach ein Loch in den langen Sporn beißen, und sich so bedienen. Dabei schummeln sich diese Nektarräuber an Pollen und Narbe vorbei, und tragen somit nicht zur Bestäubung der Blüten und zur Samenbildung bei. Das dürfte nicht ganz im Sinne der Pflanze ist.

Über dem Lerchenspornteppich hängt eine Duftwolke wie in einer Parfümerie. Kein Wunder, dass das Hummeln lockt.

Dieses Jahr möchte ich mir ein paar Samen in den Garten holen. Mal sehen, ob sich der Lerchensporn auch bei uns ansiedeln lässt.

Der Hohle Lerchensporn ist übrigens zusammen mit seinem Verwandten, dem Mittleren Lerchensporn, Futterpflanze für die Raupen des Schwarzen Apollo, der leider vom Aussterben bedroht ist.

Lila Lerchensporn.

 

Wenn du dir diese zarten Frühjahrsblüher in den Garten holen möchtest, musst du dich vermutlich in speziellen Gärtnereien umsehen, wie zum Beispiel in der Staudengärtnerei Gartenreich Oberrieden oder in Online-Gärtnereien wie De Warande.
Aber vielleicht 🙂 kommen diese Pflänzchen auch von ganz alleine in deinen Garten – wenn du sie lässt, nicht als „Unkraut“ aussortierst und nicht zu früh abmähst.

Na, wie wäre es? 🙂 im nächsten Jahr auch in deinem Garten?

 


Noch mehr Unkrautideen? Voila 🙂

14 Kommentare

  1. Sehr schöne Fotos und ein toller Beitrag !!! Beneidenswert, wie viele von diesen schönen Frühjahrsblühern du schon in deinem Garten hast ! Die Schlüsselblumen mußten einfach zu dir finden 🙂 Haben die Nachbarn selber Schuld, wenn sie alles abmähen…. Den Sauerklee liebe ich auch (seine schönen maigrünen Blätter) und die Blüten sind zauberhaft. Das du sogar Wiesenschaumkraut im Garten hast ? Das kenne ich fast nur noch aus meiner Kindheit. Heute sehe ich es recht selten. Da mußt du ja einen relativ feuchten Boden haben, oder ? Jedenfalls wunderschön, alles zusammen ! Die Nektarsammler müssen bei dir im 7. Himmel sein 🙂

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  2. Danke, liebe Almuth, für deine lieben Worte! hihi, 7. Insektenhimmel sozusagen 😉 sehr schönes Bild!
    Ja, bei uns ist der Boden ziemlich feucht. Zumindest so lange es kein sehr trockener Sommer wird.
    Wenn die Wiesen zu viel gedüngt werden, verschwindet das Wiesenschaumkraut. Wenn Gärten zu früh gemäht werden, kann es sich erst gar nicht ansiedeln.
    Hier bei uns gibt es eine Lichtung, die würde dir gefallen. Eine einzige Wiesenschaumkrautwolke! Vielleicht erwsch ich sie mal bei nem guten Licht, dann schick ich dir ein Foto 🙂

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  3. So motivierend war dieser schöne Beitrag, dass ich gleich die nächste Staudengärtnerei gestürmt habe: nun wachsen in meinem Garten nicht nur Lerchensporn, sondern auch Beinwell, Natternkopf, Steinquendel und natürlich Dost, auf dass es den winzigen fliegenden Gästen bei mir gutgehe. Danke sehr für die Anregung.
    Gruß
    Ule

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    • Hallo Ule!
      Wow! 🙂 das ist ja großartig 🙂 hihi, wie toll, wenn ich dich so motivieren konnte. Freut mich sehr 🙂
      Dann wünsch ich dir ganz viel Freude mit deinen neuen Gartenbewohnern! Da hast du dir echt total hübsch blühende ausgesucht!

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      • Ich glaube auch – wenngleich der Lerchensporn für dieses Jahr mit dem Blühen durch ist, aber ankommen und groß und stark werden für den nächsten Frühling kann er nun ganz in Ruhe. Und nächstes Jahr gibt es Hummelberichte, Hummelfotos, Hummelgedichte, Hummelklänge, Hummelgeschichten …
        Gruß
        Ule

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  4. Oh, das wäre toll ! Ich vermisse sie wirklich. Sie und die Kuckucksspucke 😉 Die hatte ich vorletzten Sommer hier auf dem Balkon, an einer meiner Kokarden. Ich wußte erst gar nicht mehr, was das ist, bis ich die Zikaden (?) schlüpfen sah. Die mußten allerdings sofort „abreisen“. Eine ganze Lichtung mit Schaumkraut, daß muß toll sein !

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  5. Bis auf den Lerchensporn wachsen alle von Dir aufgelisteten Frühlingsblüher auch in meiner Gegend (NRW, Bergisches Land).
    Schlüsselblumen habe ich vergangenes Jahr aus der Siedlungswiese, die leider dauernd abgesäbelt wird, ausgegraben und in meinen Garten gepflanzt. Zuerst waren sie, wegen des Umzugs etwas mickerlich, aber in diesem Frühjahr haben sie sich erholt und stehen kraftvoll und blühmunter in meinem Refugium. Jetzt hoffe ich, daß sie sich auch noch schön vermehren und aussähen … 🙂 bestäubt wurden sie auf jeden Fall – ich war Augen- und Ohrenzeugin!

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  6. Du Schlüsselblümchenretterin 🙂 Super! Das habe ich mir letztes Jahr auch für Blutweiderich und Wiesenschafgarbe vorgenommen – aus dem Straßengraben raus und rein in unseren Garten. Aber dann hab ich`s verpaßt, und alles war abgemäht. Neues Jahr, neues Glück. Vielleicht klappt´s dieses Jahr…

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