Stummes gelb? Kornellkirsche: Gelb zum Summen!

Forsythiegelb, aber keine Forsythie. Darf ich vorstellen? Kornelkirsche, Cornus mas.

Bald leuchten sie wieder aus den Gärten, die Forsythien! Ihr Gelb ist der ultimative Farbklecks in der graubraun-erdigen Landschaft, in der noch das frische Frühlingsgrün junger Blätter fehlt. Und als ob das strahlende Forsythiengelb noch nicht ausreicht, den Winter endgültig zu verjagen, werden sie mancherorts noch mit bunten Plastikeiern behängt. Na, da kann der Osterhase sich auf jeden Fall nicht mehr verlaufen!

Leuchtendes Gelb, Frühlingsfarbe satt, eine Weide für die Augen, die sich den Frühling herbei sehnen. Frühlingsfarbe, Frühlingssummen, erste Hummeln brummen… Hast du dich schon mal neben einen Forsythie gestellt und gelauscht? Man hört nichts. Forsythien leuchten, aber sie sind stumm. Frühlingsfarben, aber keine Frühlingsgeräusche. Forsythienblüten füllen nämlich keine Insektenmägen, sie leuchten und locken, aber bieten weder Nektar noch Pollen an. (Forsythien entwickeln auch keine Früchte, also auch nichts zum Füllen von Vogelmägen.)

Forsythien stehen für den Frühling, und sind gleichzeitig gar nicht Teil des Frühlings. Daher hätte ich einen Vorschlag:
Forsythie raus, Kornelkirsche rein! Brummendes Gelb statt stummes Gelb!

Die Kornelkirsche ist mit dem Hartriegel verwandt. Dieser Strauch hier steht bei uns im Garten…
… und dieser hier steht in der Nachbarschaft. Er ist eher schon ein kleiner Baum als nur ein Strauch. Das Foto entstand vor zwei Jahren, leider war das Wetter recht trüb, so dass die Bilder fast alle unscharf wirken. Aber vielleicht vermittelt es trotzdem, in welch intensivem Gelb Kornelkirschen blühen!
Bei dieser alten Kornelkirsche leuchten Blüten und Flechten um die Wette.

Die Kornelkirsche (Cornus mas) blüht auch zur Forsythienzeit, mindestens genauso gelb und sogar bis in den April. Auch an ihr lassen sich bunte Plastikeier für den Osterhasen hängen. Aber es gibt einen wesentlichen Unterschied: In ihr brummt´s und summt´s! Sie ist Teil des Frühlings, sie sorgt für Leben! Nicht nur Wildbienen, Honigbienen und Hummeln sammeln hier, auch Zitronenfalter, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs und C-Falter, die als Falter überwintern, finden hier erste Nahrung.

Von ihren Blättern leben verschiedene Insekten, die wiederum von Vögeln gefangen und an ihre Jungen verfüttert werden. Und sie bildet Früchte, rote leicht eckige Kirschen (leider hab ich noch kein Foto davon), die ebenfalls den Vögeln schmecken. Unter anderem knackt der Kernbeißer die Steinkerne.

Fliegenbesuch.
Als eine der ersten großen Pollen- und Nektarquellen im Frühjahr ist die Kornelkirsche auch für Honigbienen interessant. Groß deswegen, weil ein einzelner Strauch Unmengen an Blüten hat. Haben die blütensteten Honigbienen diese Quelle einmal entdeckt, brauchen sie für mehrere Tage oder sogar Wochen keine neue Futterstelle suchen.
Zumindest früher wußte man das schwere Holz für Drechsler- und Tischlerarbeiten zu schätzen. Ob das heute auch noch so ist, weiß ich nicht. Bei unserer Kornellkirsche würde es ohnehin noch ein paar Jährchen dauern, bis der Stamm dafür dick genug wäre.

Auch wir können die Früchte nutzen. Sie haben einen hohen Vitamin C-Gehalt und sind damit richtig gesund. Man kann sie zu Marmelade, Gelee und zu verschiedenen alkoholischen Getränkesorten, wie Likör oder Süßmost, verarbeiten. Legt man die noch unreifen Früchte in Salzwasser ein, schmecken sie ähnlich wie Oliven. Das hab ich vor ein paar Jahren mal ausprobiert. Es schmeckte tatsächlich nicht schlecht!

Wie auch immer, es wird Zeit für mehr Kornelkirschen! In unserer bunten Hecke wachsen zwei. Die eine hatte letztes Jahr zum ersten Mal Früchte. Leider sind sie wegen der Trockenheit nicht fertig gereift. Die Kornelkirschen wachsen etwas langsamer als die Schlehen. Daher will ich dieses Jahr ein bisschen mehr darauf achten, dass sie zwischen den wuchernden Schlehen nicht zu sehr untergehen.

Lange dauert es nicht mehr, dann öffnen sich die gelben Blüten… eine Weide des Frühlings – für Augen und Insekten!

 


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17 Kommentare

  1. Das Gelb der Kornelkirschen ist toll 🙂 Was für ein Unterschied, aber ich glaube, da bedarf es wirklich mehr Aufklärung. Früher hatte ich auch keine Ahnung und viele Menschen wissen es schlichtweg nicht (abgesehen von denen, denen es egal ist), daß die Forsythien so rein gar nichts zu bieten haben. Man muß sie ja nicht gleich alle rausreißen, aber in Zukunft was anderes pflanzen wäre schön!! Ich habe Glück: hier im Umkreis der Häuser gibt es eine ganze Menge Kornelkirschen. Ich denke, aus einer Zeit, als man noch alles verarbeitet hat. Es muß hier mal sowas wie Obstwiesen gegeben haben, was zu den Schlehen und Brombeeren und Holundersträuchern paßt! Jedenfalls finde ich summende Sträucher auch 1000 mal schöner 🙂 Schöne Fotos!!

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    • Ja, da geb ich dir recht! Man muß nicht gleich alle rausreißen. Hab grad schn geschrieben: Die Forsythie kann ja auch nichts für. Aber wenn man eh überlegt, seinen Garten umzugestalten oder einen neuen Garten bepflanzt, dann … 😉
      Danke, freut mich, wenn dir die Bilder gefallen!
      Wow, das klingt toll, lauter alte Kornelkirschen. Ich hab schon ein paar Mal welche gesehen, die sahen aus wie kleine Bäumchen, richtig mit Stamm. Da hab ich ne ganze Weile gebraucht, bis ich auf Kornelkirsche kam. Wenn die mal alt sind, sehen sie super aus! Liebe Grüße und summsumm! Sabine

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      • So dachte ich auch 🙂 – Ja, die sind wirklich alt. Alles kleine (?) Bäume. Ich weiß beispielsweise nicht, wie die in klein aussehen. Also so in natura. Ich mach bei Gelegenheit mal ein Foto. Liebe Summgrüße zurück 🙂 Almuth

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  2. Die Kornelkirsch ist wirklich ein fantastischer Strauch in vielerlei Hinsicht. Ich singe auch ständig ihr Loblied und empfehle sie allen Gärtnern.
    Aber in unserem Garten steht auch zusätzlich noch eine alte Forsythie, die ich immer mit Stirnrunzeln betrachte. Sie wird sicher früher oder später einem sinnvolleren Strauch weichen müssen.
    LG Steffy

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    • Hihi! sehr schönes Bild: Stirnrunzelnd vor der Forsythie stehen 😉 Ja, ich kann schon verstehen, dass einem ein alter Forsythienstrauch auch irgendwie leid tut, sie kann ja schließlich nichts dafür…
      Liebe Grüße! Sabine

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  3. Vorvergangenes Jahr habe ich die Kornellkirschen gern im Stadtpark genascht, immer wenn ich dort vorbeikam. Im vergangenen Jahr waren die Früchte leider vertrocknet. Hoffen wir, dass es dieses Jahr wieder feuchter wird…

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  4. Mir gehts wie Euch, aber zwei kleinere Forsythien hab ich im letzten Jahr dann doch schon rausgeworfen (und eine durch ein Pfaffenhütchen ersetzt – auch eine schöne Insektenpflanze!)
    Kornelkirschen hab ich mehrere, als Winzlinge von 5cm bekommen, hat die erste im letzten Jahr 3(!) Blüten gehabt, in diesem deutlich mehr (aber von gelbem leuchten kann noch keine Rede sein), die anderen haben heuer je zwei Blüten…. da sie relativ schattig stehen, überlege ich, einige lang austreibenden Triebe zu schneiden, um sie zum verzweigen zu ermutigen – bin ich richtig, wenn ich schätze, daß dafür „nach der Blüte“ die rechte Zeit wäre? Mir siehts so aus, als blühten sie am einjährigen Holz, und so könnten sie neu austreiben und nächstes Jahr wieder an dann kürzeren Trieben blühen

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    • Pfaffenhütchen! Ein hübscher Strauch! Ich mag das besondere Grün seiner Rinde und die Früchte isnd ein echter Farbknalelr°! Angeblich bei Rotkelchen beliebt.
      Hui, du stellst Fragen! Ja, vermutlich, nach der Blüte würde ich auch spontan sagen, wenn du sie jetzt im Frühjahr noch schneiden möchtest. Ansonsten würde ich Sträucher v.a. im Spätsommer / Anfang Herbst schneiden. Aber probier´s aus! Vielleicht nicht gleich bei jedem Strauch, nicht dass sie´s dir dann doch übel nehmen. Oder nur an einzelnen Ästen?
      Ich vermute mal, dass es für Kornelkischen nicht wirklich goldene Gärtnerschnittregeln gibt 😉

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  5. Wie schön! Jetzt weiß ich endlich, wie die Büsche heißen, die hier bei uns gerade überall blühen. Ich hatte schon überlegt, ob ich davon vielleicht einen Ableger ziehen kann. Wisst ihr, ob Stecklinge bei ihr gut funktionieren?

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    • Hallo bewildbee!
      Herzlich willkommen hier 🙂
      Das mit den Stecklingen hab ich bei der Kornellkirsche noch nie probiert. Bei Weiden funktionert es gut, wenn man sie statt nur in Wasser in einen Topf mit Erde steckt, und diesen quasi unter Wasser stellt, also wie in einem Sumpf. Dann finden die Wurzeln auch gleich Nahrung, und nicht nur Wasser. Beim Hartriegel funktionert das mit den Stecklingen auch sehr gut. Das macht er sogar selbst. Wenn Äste Kontakt zum Boden bekommen, bildet er dort einfach Wurzeln aus. Ist bei der Forsythie übrigens auch so.
      Die Kornellkirsche ist mit dem Hartriegel verwandt… von dem her 🙂 Probier´s aus! 🙂
      Viel Erfolg! Liebe Grüße
      Sabine

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  6. Oh, vielen Dank für die super Anleitung! Das werde ich auf jeden Fall testen. Dann kann ich im nächsten Frühling auf meinem Bienenbalkon neben Winterlingen und anderen kleinen Frühblühern aus der Zwiebel auch noch eine Kornelkirsche anbieten 🙂 Ich werde berichten.

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