„Wenn ich eine Folie wäre…“

– Teichbau Fortsetzung –

Nachdem der Umriss unseres zukünftigen Teichs nun klar war, und wir die Grasnarben abgetragen hatten, konnten wir endlich loslegen und graben! Ärmel hochgekrempelt, Schaufel in die Hand, Schubkarre bereit, und los! Wir grinsten uns an, wussten, dass wir beide das gleiche Déjà-vu hatten… Auf geht´s!

Rumps! Rumps! Rumps! Rumps! Die ersten vier Schaufeln Erde rumpelten in die Schubkarre… Ah, aber Moment mal. Wie tief graben wir hier eigentlich? Da war doch was mit Randzone und verschiedenen Wachstumszonen und so… Wie tief sollen die jeweils gleich nochmal sein? Die erste war doch nur 30 cm tief, oder? das ist ja gar nicht sooo tief…
Und wo lassen wir sie wie entlang laufen? Ach ja, und was ist mit der Tauchzone, in der Mitte, also wenn man über die Stufen in den Teich geht. Ah, apropos Stufen, wie viele brauchen wir da eigentlich, damit man gut rein und raus kommt? Wie weit gehen die dann rein, in den Teich?
Ah, und schau mal! Das Gelände ist doch schräg, oder nicht? Kann es sein, dass wir an der entgegengesetzten Ecke gar nicht so tief graben müssen wie hier? Sind wir hier schon zu tief? Oder müssen wir da am Rand sogar noch aufschütten, damit da der Teich nicht ausläuft?

Da standen wir nun mit unseren Spaten, und statt in der Erde zu graben, gruben wir uns durch die Fragen und suchten Antworten. Es half nichts. Wir brauchten etwas, was wir uns nur selten machten:
Einen Plan.
Und zwar vorab.
Unser Pläne entstehen normalerweise während des Machens, nach dem Motto „building the plane while flying„. Aber das funktionierte hier irgendwie nicht.
Ob wir wollten oder nicht, wir mussten unseren Tatendrang mit den Schaufeln nochmal zur Seite legen, und stattdessen Meterstab, rote Schnur, Schnurwasserwaage und eine Portion Geduld aus dem Schuppen holen.

Die rote Schnur wurde gespannt, die kleine Wasserwaage erst falsch, dann irgendwann richtig eingehängt, die Schnur wurde also nochmal gespannt. Von Ecke zu Ecke, und die Diagonalen. Lieber alles doppelt gemessen. Irgendwann holten wir die ersten Randsteine dazu. Ihre Oberkante war unsere imaginäre zukünftige Wasseroberfläche. Echt crass, wie man sich bei diesen leichten Geländegefällen vertut! Wir mussten tatsächlich unsere ersten Schaufeln Erde wieder zurückschaufeln. Poff! Graben rückwärts.

Irgendwann hatten wir´s dann raus. Aus dem „Ärmel hochgekrempelt und fleissig den Spaten geschwungen!“ wurde ein behutsames und sehr bewusstes Spatenansetzen und Geländemodelieren. Wie beim Bildhauer, nur eben Teichgraber, und kein Positiv, sondern ein Negativ, das irgendwann mit Wasser gefüllt und bepflanzt sein wird. Um unsere Vorstellungskraft zu unterstützen, setzten wir gleich die Randsteine mit ein. Auch wenn das bedeutete, dass wir alle Steine einmal mehr hin und herwuchten würden.

Apropos Vorstellungskraft:
„Wenn ich eine Folie wäre…“ murmelte mein Mann irgendwann in Gedanken versunken…
„Bitte was?“
„Na, ich überlege mir, was wäre, wenn ich eine Folie wäre.“
„Aha…wenn du eine Folie wärst….“, entgegnete ich entgeistert.
„Na, ich muß mich da hineinspüren, wie die Folie liegen würde.“
„Wie die Folie liegen würde…“
„Ja, um zu wissen, was ich noch weggraben muß, damit die Folie gut liegt!“
„Aha…“
Ja, jede*r hat so seine eigene Vorgehensweise…

Unten stießen wir tatsächlich wieder auf den berühmt berüchtigten blauen Lehm, in dem in unserem Ort schon ganze Häuser und Baufahrzeuge versunken sein sollen, und mit dem wir beim Erdkellerbau schon unsere Bekanntschaft machten… Wir hatten zwar dieses Mal keinen Einsturz unserer Grabearbeiten zu befürchten. Aber damit er nicht hochquoll, legten wir trotzdem vorsichtshalber mal ordentlich Gewicht in die Grube. Das half tatsächlich.

Der Aushub landete übrigens unter anderem in unserer Einfahrt – ein Meter mehr für Wildstauden! Ich freu mich schon auf´s Bepflanzen und Aussäen! Eine gute Portion Blumenzwiebeln* waren schnell versenkt ;-).

Während vor ihren Augen im Garten ein tiefes Loch am Entstehen war, demonstrierte unsere Wölfin mal wieder stoische Gelassenheit… Schließlich musste ja jemand für den Ausgleich des Hin- und Hergewusels sorgen, und wer könnte das besser als sie?


* Ich bestelle meine Blumenzwiebeln bei De Warande (www.starkezwiebeln.de), weil ich dort für alle Arten die Wildformen bekomme. Im Gegensatz zu Zuchtformen aus Baumarkt und Gartencenter kann ich mir bei den Wildformen sicher sein, dass sie auch wirklich Nektar und Pollen bieten, und sich, wenn es ihnen bei uns im Garten gefällt, sie sich selbst ausbreiten.
(Nein, ich genieße keinerlei Vorteile, wenn ich diese Stinzenpflanzengärtnerei hier nenne. Das ist nicht mehr als eine persönliche Empfehlung unter Naturgartenfreunden :-).)

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