So geht´s! Kaum wird´s Sommer, verbringe ich mehr Zeit mit Händen und Füßen im Grünen und Bunten als an der Plastiktastatur meines Rechners. Eigentlich hatte ich nach Fotos für die nächste Folge der Schattenserie gesucht, aber da tauchte plötzlich dieses hier auf meinem Bildschirm auf.
Oh nein, voll vergessen! Ich wollte doch unbedingt über „Die letzten 3“ schreiben!
Also ran ans Werk!
Die letzten 3
Am 11. Mai 2017 haben wir feierlich die letzten drei Äpfel aus dem Erdkeller geholt und aufgegessen. Mmh! Die waren immer noch lecker. Wahnsinn, oder? Am 16. September 2016 haben wir sie gepflückt und in das Erdkellerregal gelegt, und ziemlich genau acht Monate später schmecken sie immer noch, sind kaum verschrumpelt und top in Ordnung. Was für ein toller Lagerort so ein Erdkeller ist! Ganz ohne Strom oder „Controlled Atmosphere“ (= kontrollierte Atmosphäre), wie sie in modernen Lagerhäusern geschaffen wird, um das Altern von Obst und Gemüse zu verlangsamen.


Die Äpfel des „Kleinsten“, wie wir den Baum mangels richtigen Sortennamen nennen, hielten übrigens nicht so lange durch. Zwar schmecken uns seine Äpfel frisch vom Baum gepflückt am besten. Aber sie scheinen nicht so gut zum Lagern geeignet zu sein. Sie gingen zwar nicht kaputt – keine schrumplige Haut, keine fauligen Stellen, blieben ganz saftig. Aber sie verloren ihren so guten Geschmack und waren irgendwann nur noch wässrig. Und wenn man die Wahl zwischen Äpfeln, die nur nach Wasser schmecken, und leckeren Äpfeln hat, greift man eher immer zu den leckeren. Daher entschieden wir dann irgendwann, dass die „Wasseräpfel“ Amselfutter werden. Das nächste Mal werden wir diese Äpfel einfach schneller essen, und uns beim Einlagern auf die Sorten konzentrieren, die sich länger halten.
Ein Hoch auf die Apfelbäume!
Ja, die Menschen früher wussten schon, warum sie so zahlreiche Obstsorten nicht nur züchteten, sondern auch pflanzten. Jede hat ihre Besonderheit, jede ihre Funktion und ihren Platz im Jahreskreislauf des Speiseplans.

Leider wissen wir die alten Apfelbäume, an denen diese so unterschiedlichen Apfeltypen wachsen, heute meist nicht mehr so zu schätzen. Verlorenes Wissen, verlorene Zeit, keine Zeit, keine Lust… Lieber fahren wir zum Einkaufen, suchen Parkplatz, kramen nach Münzen für den Einkaufswagen, stellen uns in lange Schlangen, sind genervt vom Vordermann, der zum 3. Mal die falsche PIN eingibt, von der Hinterfrau, die uns zum x-ten Mal den Einkaufswagen in die Beine schiebt, von dem quengelndem Kind, das irgendwo bei den Gefriertruhen dem ganzen Supermarkt kundtut, dass es unbedingt zu den Keksen und zur Schokolade jetzt auch noch Eis haben will…
Welche Ruhe hätte man da im kühlen Schatten des alten, knorrigen Apfelbaums, bei dem der Wind sanft in den Blättern raschelt; in dem die Meise akribisch Blatt für Blatt nach Insekten absucht; in dem die Wacholderdrossel in ihrem Nest sitzt und geduckt beobachtend ihre Eier ausbrütet; in dem sich vor ein paar Wochen der Bienenschwarm der Nachbarin gesammelt hat, direkt über der sehr angespannten Wacholderdrossel, die mutig ausharrend ihr Nest geschützt hat gegen das seltsame, Alien-gleiche Wesen „Imker“.


Was für Geschichten er noch erzählen könnte, dieser Apfelbaum, dessen Alter wir leider nie erfahren werden? Lauter Geschichten voller Leben, obwohl er sich doch nie von seinem Platz weg bewegt hat…